Ein Friedhof voller Leben

Ein Friedhof voller Leben

GesellschaftsreportageD  

Von den sogenannten Friedhofsmenschen weiß jeder in Cebu City, einer Millionenmetropole auf den Philippinen. Sie verrichten jene Arbeiten, die in anderen Ländern von Beerdigungsinstituten übernommen werden: Die Männer arbeiten als Totengräber und Steinmetze, Frauen sorgen für die Grabpflege und verkaufen selbst gemachte Kerzen aus altem Wachs, das die Kinder von den Gräbern kratzen. Doch zum Überleben reichen die paar Pesos, die hier zu verdienen sind, kaum aus. Für 60 Friedhofsfamilien gibt es nun Hoffnung. Mit Hilfe von Spendengeldern hat der katholische Missionarpfarrer Max Abalos, der sich seit Jahren um die Friedhofsmenschen kümmert, den Bau eines Hauses realisiert. Zum ersten Mal in ihrem Leben werden die Kinder, Männer und Frauen in richtigen Betten schlafen und ein Dach über dem Kopf haben. Unter ihnen ist auch die Familie der 16-jährigen Jonalyn Regis, die mit ihrer Mutter und vier Geschwistern seit ihrer Kindheit auf dem Friedhof lebt. Das junge Mädchen kann es kaum erwarten, ihr bisheriges Nachtlager im Mausoleum gegen einen richtigen Schlafplatz zu tauschen. Die Grabpflege, ihre einzige Einnahmequelle, will die Familie aber auf alle Fälle weitermachen, auch wenn sie nicht mehr auf dem Friedhof wohnen. Es ist aber jetzt schon klar, dass ihr Mausoleum von anderen Obdachlosen besetzt wird. Ob diese neuen Friedhofmenschen dann auch die Kunden abwerben? Die Familie hat jetzt immerhin ein Dach über dem Kopf, aber die Herausforderungen setzen sich fort. Jonalyn möchte Lehrerin werden, dafür stehen die Chancen durch ihren neuen Wohnort besser. Sie hat mehr Ruhe zum Lernen und wird nicht mehr gehänselt, weil sie auf einem Friedhof lebt.

Bewertung

0,0   0 Stimmen