Ein Exilant auf Glückssuche

Ein Exilant auf Glückssuche

DokumentarfilmF / P  

Als der Brasilianer Marcelo Novais Teles 1981 nach Paris kam, herrschte in seinem Heimatland eine schwere wirtschaftliche und politische Krise. Er spielte Theater, interessierte sich für Film und nahm sich vor, an der französischen Filmhochschule IDHEC zu studieren. So lernte er Mathieu Amalric kennen. Beide bewarben sich und wurden abgelehnt. Es entstand eine Freundschaft, die bis heute andauert. Tage, Monate und Jahre gingen ins Land, und Marcelo baute sich eine Wahlfamilie im Milieu von Theater, Film und Fernsehen auf.

Um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, nahm er Gelegenheitsjobs an, schrieb Drehbücher, beteiligte sich an der Produktion von Kurzfilmen und arbeitete als Cutter. Er besorgte sich eine Kamera und fing an, alles um sich herum zu filmen: seinen Alltag, seinen Freundeskreis, feuchtfröhliche Abende, Ausflüge, Urlaubsreisen, seine Suche nach der großen Liebe.

Exil bedeutet, zwischen zwei Welten zu leben. Dieser Zwiespalt ist im Leben und Denken von Marcelo allgegenwärtig. Über Jahre hinweg war sein Aufenthaltsstatus ungeklärt, es gelang ihm nicht, eine stabile Beziehung aufzubauen, er stürzte sich von einer Liebesaffäre in die nächste. Es dauert lange, bis er beruflich wirklich Fuß fasste, er erlebt immer wieder lange Phasen ohne Beschäftigung. Mit der Zeit bekamen seine Freunde Kinder. Seine innere Zerrissenheit und seine Entfremdung nahm zu - auch er hätte gerne eine Familie gegründet.

Der Dokumentarfilm ist ein berührendes Videotagebuch, das mit melancholischem, teils auch humorvollem Blick verdeutlicht, wie schwierig es ist, in zwei Welten zu leben: Marcelo ist hin- und hergerissen zwischen Brasilen und Frankreich, zwischen dem Wunsch nach familiärer Sicherheit und der Lebensrealität eines freien Filmschaffenden.

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