Dynastien in NRW - Die Schnapsbrenner aus Steinhagen - Familie Schlichte

Dynastien in NRW - Die Schnapsbrenner aus Steinhagen - Familie Schlichte

Schlichte, der Steinhäger, der nur im ostwestfälischen Steinhagen gebrannt werden darf, war einmal weltweit das Synonym für „The German Schnaps“. Der doppelt gebrannte Wacholder wird bereits seit 500 Jahren hergestellt, seit 250 Jahren ist die Familie Schlichte dabei. Sie waren die ersten, die von ihrer Hausbrennerei auf eine industrielle Produktion umstellten. Ihr „Schlichte-Steinhäger“ war und ist die mit Abstand berühmteste Marke. Wenn auch die große Zeit des Steinhägers vorbei ist, gebrannt wird er auch heute noch, zwar in etwas anderer Dynastie-Konstellation. Denn der Schlichte-Steinhäger kommt jetzt aus dem Hause „Schwarze & Schlichte“, einem der größten Spirituosenhersteller Deutschlands.

Der Legende nach begann die Erfolgsgeschichte vor mehr als 500 Jahren am Südhang des Teutoburger Waldes: Schäfer hatten beobachtet, dass ihre Schafe, wenn es ihnen schlecht ging, vergorene Wacholderbeeren aßen. Das half. Die Schäfer machten es den Tieren nach und sammelten die Beeren, pressten sie und destillierten daraus den sogenannten Wacholderlutter, ein Heilmittel gegen Leib- und Magenbeschwerden. Später versetzten sie das leicht alkoholische Konzentrat mit Kornalkohol und brannten es noch einmal: Das war die Geburtsstunde des Steinhägers. Der im Gegensatz zum Gin oder Genever doppelt gebrannte Wacholder-schnaps wurde bald über Steinhagen hinaus bekannt und startete Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Siegeszug. Immer vorne dabei: Die Familie Schlichte.

In den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts arbeiteten in Steinhagen mehr als 3000 Menschen in den rund 20 Brennereien. Doch dann ging es bergab. Die Konkurrenz wurde größer und Billig-Produkte drängten in den Markt. Die Marke war nicht geschützt, jeder durfte Steinhäger herstellen. Erst seit 1987 gibt es einen Herkunftsschutz für den Steinhäger, vergleichbar mit Champagner oder Cognac. Aber die Produzenten in Steinhagen versäumten es auch, der Marke ein moderneres Image zu geben. Denn Steinhäger galt als „Schnaps der alten Leute“. Nach und nach gaben die Brennereien in Steinhagen auf. Und auch die Fusion der größten Steinhäger-Produzenten, die Familienbetriebe Schlichte und König („Schinkenhäger“), kam zu spät.

Im Film erzählen Winifred Schlichte, die Frau des letzten Firmenchefs Hans-Werner Schlichte senior, und ihre Kinder Barbara Schlichte und Hans-Werner Schlichte junior die letzten aufregenden Jahrzehnte des Schlichte-Steinhägers. Die Tradition bewahrt die Familie bis heute: Barbara Schlichte betreibt ein Restaurant in Steinhagen und kreiert immer neue Mix-Getränke mit dem Familienerzeugnis und Hans-Werner Schlichte junior ist selbst Schnapsbrenner, ihm gehört einer der größten Spirituosen-Hersteller Österreichs.

Die Neue Folge aus der erfolgreichen WDR-Reihe „Dynastien in NRW“ ist eine spannende und emotionale Dokumentation über eine alte

Schnapsbrennerdynastie, die es trotz aller Widrigkeiten geschafft hat, ihr Familienprodukt bis heute zu erhalten.

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