'Du bist mein Ein und Alles'

'Du bist mein Ein und Alles'

Es gibt seltene Momente des vollkommenen Glücks, wenn der demente Wilfried B. mit seiner Frau Gabriele 'tanzt' zum Beispiel. Dann spürt jeder, wie die beiden sich verstehen, welche Nähe zwischen dem schwer dementen Mann und seiner Frau immer noch da ist. Dabei kann Wilfried schon lange nicht mehr sprechen und auch nicht mehr gehen, geschweige denn richtig tanzen. Aber wenn sich die Hände von Wilfried und Gabriele berühren, während die Musik spielt, dann nimmt er ihre Hand, und führt sie im Rhythmus der Musik und sie lässt sich führen, wie früher. Diese Momente des Glücks, des gegenseitigen Verstehens, sucht Gabriele B. immer wieder, während sie ihren Mann über Jahre unermüdlich zu Hause pflegt, zusammen mit der Nachbarin Elli. Ohne Humor und Lachen könnten die beiden das nicht machen, da sind sie sich einig, wenn sie abends ihr 'Damen-Bier' zusammen trinken, nachdem sie mit ihren jeweils zarten 60 Kilo den unbeweglichen 90-Kilo-Mann ins Bett gehoben haben. Die beiden Frauen sind hart im Nehmen und müssen es auch sein, weil der große Mann auf Grund seiner besonderen Demenzform manchmal um sich schlägt. Davon lassen sie sich nicht abschrecken. In den Jahren der Pflege spitzt sich die Situation immer wieder zu, aber Gabriele B. findet Lösungen. Das Konto ist dicht, weil sie die laufenden Kosten für Haus und Pflege nicht bezahlen kann, sie hat Angst vor der Zwangsversteigerung des Hauses. Sie findet eine Geldquelle, aber nur für circa ein Jahr, und danach geht alles wieder von vorne los. Schwer ist die Entscheidung, ob es den Zeitpunkt gibt, an dem sie ihren Mann 'natürlich' sterben lässt, weil er aufgehört hat, zu schlucken, oder ob sie sich für eine künstliche Ernährung entscheiden soll. 'Er will noch leben, er war ein Kämpfertyp', sagt sie. Sie zeigt das Video, wie er große Werbepartys mit hunderten von Leuten geschmissen hat. In ein Heim will sie ihn nicht geben, denn sie hat schlechte Erfahrung mit Institutionen gemacht. Sie ist sich sicher: 'In einem Heim wäre mein Mann schon lange tot.

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