Doku am Freitag: Rivalen zwischen Rhein und Weser

Doku am Freitag: Rivalen zwischen Rhein und Weser

Jedes Jahr Anfang Juli ... Ein Riss tut sich auf im ansonsten so friedlichen Schermbeck am Niederrhein in der Nähe von Wesel. Denn am Kilianstag ist Schützenfest in Schermbeck, genauer gesagt werden dort zwei Schützenfeste gefeiert. Was ist da los ...? Früher bestand das heutige Schermbeck aus zwei Orten, dem alten und dem neuen Schermbeck. Über Jahrhunderte waren sich die Nachbarorte spinnefeind, die Zusammenlegung der Gemeinschaften per Dekret im Jahr 1975 schloss den Graben nur notdürftig. Jedes Jahr beim Schützenfest bricht er wieder auf, dann marschieren zwei Schützenzüge durch den Ort. Meistens werden Begegnungen vermieden, manchmal knirscht es aber auch gewaltig. Böse Zungen nannten Schermbeck einst das Belfast am Niederrhein, so heftig war der Streit der Konfessionen. Noch in der frühen Neuzeit trennte die beiden Rivalen mindestens eine Pistolenschussweite. Das hatte einen Grund: Alt-Schermbeck ist Münsterland, ist katholisch und damit vor allem eins: Westfalen. Schermbeck dagegen ist Niederrhein, ist evangelisch und mit Stolz: Rheinland. Wenn man genau hinsieht, dann zieht sich der Riss nicht nur durch Schermbeck. Noch heute verläuft er durch das gesamte Bindestrichland Nordrhein-Westfalen. Im Ruhrgebiet sind es vor allem die beiden Metropolen Essen und Dortmund - Essen die rheinische und Dortmund die westfälische, die sich um die Vorherrschaft in Deutschlands bevölkerungsreichsten Bundesland streiten. Im Jahr 1949 kam zusammen, was nicht unbedingt zusammengehörte: Das Rheinland, Westfalen und das Lipper Land. Die britische Besatzungsmacht schuf das Land NRW und nahm eine Grenzziehung vor, die die Menschen des neuen Bundeslands als willkürlich empfanden. Plötzlich mussten die Westfalen mit den Rheinländern zusammenarbeiten, schlimmer noch, zusammen regieren: 'Wir Westfalen müssen das halten, was die Rheinländer versprechen' - dieser Spruch wird dem ersten SPD-Ministerpräsidenten Nordrhein-Westfalens, Fritz Steinhoff, zugeschrieben.

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