Die verschwundenen Dörfer

Die verschwundenen Dörfer

Strengste Geheimhaltung, Propaganda und Desinformation begleiten von Beginn an die Geschichte des Uranbergbaus in der ehemaligen DDR. Selbst den Begriff WISMUT benutzten die Sowjets als irreführenden Tarnnamen. Die MDR-Dokumentation widmet sich einem ganz besonderen Kapitel der Wismut-Geschichte, das weitgehend im Dunkeln geblieben ist: Zwischen 1951 und 1968 verschwanden fünf Dörfer von der Landkarte Thüringens. Begonnen hat es 1951 in der kleinen Gemeinde Sorge-Settendorf, in der russische Geologen das Uran nur drei Meter unter der Erdoberfläche fanden. Von hier zog und zieht sich ein Band kaum fassbarer Landschaftszerstörung bis zu dem 750 Jahre alten, wunderschönen Ort Culmitzsch, der 1968 zerstört wurde. Die Filmemacher Joachim Tschirner und Burghard Drachsel begeben sich im Ronneburger Bergbaurevier auf Spurensuche. Erzählt wird u.a. das traurige Ende des einstigen Ausflugsortes Schmirchau, der dem damals größten Uran-Tagebau der Welt zum Opfer fiel. 1953 fraßen sich die Tagebau-Bagger so dicht an Schmirchau heran, dass die ersten Familien den Ort räumen mussten. 1957 war das Schicksal der letzten Einwohner besiegelt. Ihre Interessen und Bedürfnisse spielten in den Planungen der Strategen keine Rolle. Die Sowjets brauchten im Wettlauf mit den USA immer mehr Uran. Kontaminierte Abraumhalden mit gigantischen Dimensionen entstanden, die kaum noch zu sichern waren. Über die Gefahren wurde so wenig bekannt, wie über Unglücksfälle oder gar Katastrophen. So ist es nicht verwunderlich, dass auch das Schicksal des Dorfes Gessen der Öffentlichkeit unbekannt geblieben ist. Nachdem 1966 dort eine ungesicherte Halde gefährlich ins Rutschen gekommen war, mussten alle Einwohner ihr Dorf verlassen, für immer. Unter den Protagonisten des Films spielt Manfred Wöllner eine besondere Rolle. Er wurde 1939 in Gessen geboren, zog mit den Eltern ins benachbarte Schmirchau und verlor somit gleich zwei Heimatorte. Manfred Wöllner ist ein ganz besonderer Zeitzeuge, dem die Autoren im Film immer wieder begegnen.

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