Die Suche nach Hitlers Volk

Die Suche nach Hitlers Volk

ZeitgeschichteDeutschland  

Mit dem Vormarsch der Alliierten auf deutschem Boden zeichnete sich Ende 1944 nicht nur die militärische Niederlage des "Dritten Reiches" ab, sondern auch das Ende des Hitler-Regimes. Die Parole "Führer befiehl, wir folgen!" zeigte jedoch immer noch Wirkung. Vor allem jüngere "Volksgenossen" ließen sich weiterhin von trügerischen Siegesparolen täuschen. Andere wollten bis zum Ende kämpfen, weil sie die Folgen der Kapitulation fürchteten.

Die alliierten Befehlshaber fragen sich, was die eigenen Soldaten und Besatzungstruppen auf deutschem Gebiet zu erwarten haben. Amerikaner und Briten schickten Deutschland-Kenner und Psychologen buchstäblich an die Front, um das Rätsel der deutschen Mentalität zu ergründen. Einer der Kundschafter war Saul K. Padover, ein amerikanischer Sozialwissenschaftler und Historiker, der aus Wien stammte. Er sollte Tiefen-Interviews mit "ganz normalen" Deutschen führen. Er sprach mit gefangenen Frontsoldaten, aber auch mit Hausfrauen, Arbeitern, Beamten, Geistlichen - manchmal nur Stunden nach dem Einmarsch. Welches Bild hatten die Menschen zu jener Zeit von Hitler? Wie nahm das Volk den Diktator wahr? Was brachte die Menschen dazu, sich bedingungslos in die "Volksgemeinschaft" einzureihen, womöglich bis zum Untergang? Padover trieben noch weitere Fragen um: Wie hatte Hitler "sein" Volk in einen Krieg führen können? Warum gab es selbst nach verlustreichen Niederlagen kaum vernehmbaren Widerspruch? Warum funktionierte die Maschinerie des Vernichtungskrieges und der Todesfabriken so reibungslos? Was wussten die Deutschen von den beispiellosen Verbrechen?

Ausschnitte von Gesprächen, die Padover protokollierte, werden in der zweiteiligen Dokumentation szenisch rekonstruiert, Hauptdarsteller ist Markus Brandl. Dokumentarische Rückblenden in die NS-Zeit, bebildert mit bislang unveröffentlichten Privatfilmen, geben Aufschluss, aktuelle Erkenntnisse renommierter Historiker und Sozialpsychologen oft verblüffende Einblicke. Zeitzeugenaussagen ergänzen das Bild, etwa die Erinnerungen Georg Stefan Trollers, der selbst als Befragungs-Offizier in US-Uniform in seiner alten Heimat unterwegs war. 70 Jahre danach begleiten die Autoren die alliierten Kundschafter auf ihrer Entdeckungsreise durch den nationalsozialistischen Kosmos in einem exotisch anmutenden Land. Beide Filme suchen Antworten auf die weiterhin bewegende Frage: Warum?

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