Die Stadt, von der die Russen träumen

Die Stadt, von der die Russen träumen

3.000 Kilometer östlich von Moskau liegt Khanty-Mansiysk, Hauptstadt einer Region, die fast so groß wie Deutschland ist. Fast 80.000 Menschen leben dort heute. Unter ihren Füßen schlummern 60 Prozent des russischen Erdöls, sieben Prozent der weltweiten Vorkommen. Eine Ressource, die reich und stolz macht - die Bewohner der Stadt ebenso wie die Machthaber im fernen Moskau. Noch vor gut 15 Jahren war der Ort am Fluss Ob kaum mehr als ein Dorf aus Holzhäusern. Inzwischen ist er eine Wohlstandsoase geworden. Eine Vorzeigeort, in den Dimitri Medwedew die politische EU-Elite lud, als er ihr im Juni 2008 sein Traumsibirien zeigen wollte, eine Metapher für die Zukunft des Landes. Der Dokumentarfilm 'Die Stadt, von der die Russen träumen' von Pierre-Olivier François und Pierre Bourgeois umspannt den Zeitraum von Juni 2007 bis September 2008 und zeigt, wie das 'schwarze Gold' die Region und die dort lebenden Menschen verändert. Die Filmemacher haben Ärzte, Hebammen, Balletttänzer, Rentierzüchter und Ölarbeiter kennengelernt, die von ihren Zukunftsträumen und ihrem Alltag erzählen. Ein Alltag, der im Rhythmus der Ölförderung schwingt und von dem Reichtum, den das Öl der Region beschert, bestimmt ist. Der lokale Gouverneur verwaltet den Mammon und plant die Zukunft, paternalistisch und großspurig - und dennoch weitsichtig. 'Die Leute sollen kommen, weil es Arbeit gibt, aber sie sollen bleiben, weil sie sich wohl fühlen', sagt er und investiert in Kultur, Wohnungsbau, Familienplanung, Sport und Bildung. Während des Drehs fanden in Khanty-Mansiysk die Schachweltmeisterschaft, ein EU-Russland-Gipfel und die große Feier zur Förderung der neunmilliardsten Tonne Erdöl statt. 'Die Stadt, von der die Russen träumen' erzählt nahe an den Protagonisten und hält doch, wie ein Reisetagebuch, eine gewisse Distanz zu diesem anderen Russland, den ein kleines Mädchen stolz 'das zweite Moskau' nennt.

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