Die Schatztruhen des Kaisers von China
Im ersten Jahrhundert der Qingdynastie (1644-1911) kamen kleine Kästen und Truhen in Mode, die Schmuckkästchen, Puppengeschirr und Spielzeugkisten ähneln. Sie bestehen aus seltenen, manchmal lackierten Hölzern, zum Teil mit Intarsien aus Edelstein, Perlmutt, Elfenbein und Keramik. Das macht sie selbst schon zu Kunstwerken. Sie enthalten Siegel, Porzellan, Bronzen, Menschen- und Tierfigürchen, Malerei- und Kalligraphiebüchlein, in der Natur gefundene Kuriositäten oder auch Jadenäpfchen, Pinselhalter, Briefbeschwerer und Pinsel. Ein großer Liebhaber dieser Kuriositätenkabinette war der 1711 geborene Kaiser Qianlong. Der begeisterte Sammler, Gelehrte und Dichter hatte wenig Zeit, um seine in der Verbotenen Stadt angehäuften Schätze zu besichtigen. So ließ er Miniaturkopien der schönsten Stücke herstellen und brachte sie in den 'Kostbarkeitenkabinetten' unter. Inventarisierung und Beschilderung besorgte er selbst. Im Alten China hatte der spielerische Umgang mit kleinstem Raum und die Freude an geheimnisvoll-raffinierter Mechanik Tradition. Die zauberhaften und ins Extrem verkleinerten Gegenstände erinnern an die Welt der Märchen, an Geschichten von verborgenen Schätzen und an die Spiele der Kindheit. Die Miniaturwelt des Kaisers QianIong mit ihren Beschilderungen kann man als Vorläufer des öffentlich zugänglichen Museums sehen. Sie war weniger ein Spiel als vielmehr ein logisch aufgebautes Labyrinth, eine Art mystische Reise durch die Sinne. Der fantastische Traum über die Eroberung des Mikrokosmos: 'Die ganze Welt in einer einzigen Schachtel'. Die beste Veranschaulichung dieses Konzepts ist ein aus einem Olivenkern geschnitztes Boot, das nur 3,4 Zentimeter misst. Es transportiert acht Passagiere, und auf seinem Rumpf sind die 300 Schriftzeichen eines berühmten Gedichtes zu lesen.