Die Macht des Wissens: Robert Koch in Berlin

Die Macht des Wissens: Robert Koch in Berlin

"Ich hasse meine Praxis, diesen ärztlichen Schwindel. Die Mütter kommen weinend zu mir, flehen mich an, ich möchte ihr Kind retten. Wie soll ich Krankheiten heilen, wenn ich ihre Ursache nicht kenne? Der dies schreibt ist Robert Koch, Mitte des 19. Jahrhunderts ein unbedeutender Landarzt in einem der abgelegensten Winkel des preußischen Staates.
Schon die Frage nach der Ursache einer Krankheit ist revolutionär. Jahrhunderte lang war es Gottes Fügung oder einfach Schicksal. Mit Robert Koch macht sich ein Mediziner erstmals auf, nach den Mikroben zu suchen, die nach der Theorie eines französischen Arztes die Ursache vieler Krankheiten sein sollen. Wochenlang sitzt Robert Koch nur mit einem Mikroskop ausgestattet in seiner Praxis und untersucht das Blut an Milzbrand gestorbener Schafe.
1878 verkündet er, den Milzbrand-Erreger gefunden zu haben. Die Entdeckung lässt ihn sofort zu einem der berühmtesten Mediziner der Welt aufsteigen. 1885 wird er Professor an der Universität Berlin und bekommt ein eigenes Institut, das er mit seinen Forschungen über die Tuberkulose und seinen Vorschlägen über öffentliche Gesundheitsvorsorge in kürzester Zeit zu Weltruhm führen wird. Mit Koch beginnt an der Berliner Universität das "goldene Zeitalter der Medizin", mit ihm verändert sich die Prägung der Universität. Die Naturwissenschaften treten in den Vordergrund und lösen die Geisteswissenschaften ab.
Die Humboldt-Universität, die ihre Gründer mit größtmöglicher Unabhängigkeit ausstatten wollten, geriet vor allem im 20. Jahrhundert in den Bann der Politik. Heute, nach den Veränderungen der Herbst-Revolution 1989, hat sich die Universität aus der politischen Umklammerung befreit und sucht Wege, um wieder anzuknüpfen an das Ideal ihrer Entstehungszeit: Sie will wieder die deutsche Spitzen-Uni werden...

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