Die Licher-Geschichte

Die Licher-Geschichte

„Licher Bier - aus dem Herzen der Natur“: Mit diesem Slogan brachte sich Anfang der siebziger Jahre die Licher Privatbrauerei Ihring/Melchior in Hessen in Position. Natur, Bier und das Hessenland bildet den bis heute erfolgreichen Marketing-Mix, mit dem sich die Licher damals, auf ihrem Weg von der Regionalbauerei zum Marktführer in Hessen, in originellen Fernsehspots präsentierte. Begonnen hatte die Geschichte des Unternehmens im 19. Jahrhundert, als zwei junge Brauergesellen - der eine, Ihring, in Lich, der andere, Melchior, in Butzbach - eine Brauerei gründeten. Bis zum Ersten Weltkrieg blieben beide Firmen selbstständig. Doch dann, angesichts großer wirtschaftlicher Probleme, tat man sich zusammen: Eine Erfolgsstory begann. Der Film erzählt von den Errungenschaften, aber auch von den Krisen des Unternehmens, von Phasen des Aufschwungs und des Niedergangs - eine Chronik, in der sich deutsche Historie spiegelt. So wurde die Licher Brauerei 1945, als fast alles in Trümmern lag, von den US-Truppen beschlagnahmt und zur „Army-Brewery“ erklärt - für die nächsten Jahre durfte nur für das amerikanische Militär gebraut werden, für die Deutschen nicht. Was dies für das Unternehmen und die Mitarbeiter bedeutete, davon berichtet einer der letzten Nachfahren der Gründerfamilie, Hans-Heinz Ihring. Einzigartige Dokumentarfilm-Aufnahmen zeigen unter anderem den Einmarsch der US-Armee in Lich. Die Dokumentation stellt aber auch den letzten Küfer von Lich in seiner Fasswerkstatt vor. Das Kamerateam besucht den brauereieigenen Pferdestall und ist dabei, wenn die sechs gewaltigen Kaltblüter für ihren Auftritt auf dem Hessentag herausgeputzt werden. Das Team begleitet den obersten Sudmeister auf seinem Kontrollgang durch die Brauerei, vor allem durch das Sudhaus, eines der modernsten der Republik. Bis Ende der neunziger Jahre gehörte die Brauerei den beiden Gründerfamilien Ihring und Melchior. Doch dann wurde Licher - im Streit und gegen den Willen der Ihring’schen Seite - an den Getränke-Konzern Holsten verkauft. Seitdem herrscht Schweigen zwischen den Brauerfamilien, die einstmals Partner waren. Längst wurde die Brauerei wieder weiter verkauft - an Bitburger. Zwar konnte Licher seine Marktführerschaft in Hessen bisher behaupten, aber die besten Zeiten für Bierproduzenten sind wohl vorbei - in Deutschland wird zunehmend weniger Gerstensaft getrunken.

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