Die Katastrophe von Lissabon

Die Katastrophe von Lissabon

Am Samstag, dem 1. November 1755, wurde Lissabon von drei heftigen Erdstößen und mehreren Flutwellen heimgesucht. Die schöne Hauptstadt Portugals mit damals 235.000 Einwohnern, die ihren Wohlstand einem riesigen Kolonialreich zu verdanken hatte, erlitt durch das Erdbeben und eines in dessen Folge ausbrechenden Großbrandes schwerste Zerstörungen. 60.000 Menschen fielen der Katastrophe zum Opfer. Viele wurden während der Allerheiligen-Gottesdienste von den Trümmern der einstürzenden Kirchen erschlagen. Die Ausläufer des Erdbebens waren europaweit spürbar. So schlugen sogar Wasseroberflächen von Schweizer Seen bis hin zu schottischen Lochs aufgrund der Erschütterungen Wellen. Bei Theologen und Philosophen warf die Naturkatastrophe das Theodizeeproblem wieder auf. Der französische Dichter und Philosoph Voltaire wurde vom Lissaboner Beben zu seiner Satire 'Candide oder der Optimismus' inspiriert, mit der er die Philosophie von Gottfried Wilhelm Leibniz und dessen Wissenschafts- und Fortschrittsgläubigkeit verhöhnte. Gleichzeitig machte er sich mit seinem Werk über die Theologen lustig, für die der göttliche Wille als einziges Gesetz galt. Andere Zeitgenossen reagierten hingegen eher pragmatisch. So gab der portugiesische Premierminister José de Carvalho e Melo und spätere Marquês de Pombal eine Umfrage über eventuelle Vorboten des Erdbebens in Auftrag - und stellte damit die Weichen für die moderne Seismologie.

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