Die Eiskönigin aus Chemnitz

Die Eiskönigin aus Chemnitz

Eine Legende zu Lebzeiten - auf Jutta Müller trifft diese Bezeichnung zweifellos zu. Die erfolgreichste Eiskunstlauftrainerin der Welt hat sich mit 57 Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften unauslöschlich ins Sport-Geschichtsbuch geschrieben. Sie formte Persönlichkeiten auf dem Eis, deren Namen noch heute mit langem Echo nachklingen: Tochter Gaby Seyfert, Jan Hoffmann, Anett Pötzsch und natürlich Katarina Witt. Für sie und viele andere ist der 90. Geburtstag von Jutta Müller Anlass einer Reise durch gemeinsame Zeiten und eigene Erinnerungen. Sie kehren nach Chemnitz zurück, um ihre Trainerin zu überraschen, sich mit dankbaren Gesten vor der Eiskunstlaufikone zu verneigen und ihr den roten Teppich nicht nur symbolisch auszurollen.

Als "Grand Dame" aus dem Osten Deutschlands wird Jutta Müller zum Inbegriff von Perfektion und Stil. Die Bilder der gut gekleideten Sächsin mit Pelz und Pep gehen genauso um die Welt wie ihr Ruf. Der ist von Strenge, Disziplin, Unnachgiebigkeit geprägt, bringt Müller den Vergleich mit einem "eisernen Schmetterling". Doch die andere Seite der Trainerlegende ist sanft, mütterlich und mitfühlend, wenn sie in Diätzeiten von Katarina Witt mithungert oder die kranke Evelyn Großmann mit selbstgebackenem Apfelkuchen umsorgt. Sie kümmert sich um Frisuren und Kostüme, ist morgens die erste in der Trainingshalle und löscht abends das Licht. Ganze Radioredaktionen suchen für Müller eine bestimmte Musik, Eltern und Schulen ziehen mit der resoluten Meistermacherin an einem Strang. Das Leistungsdiktat hat seinen Preis - und bedeutet am Ende meistens eine Goldmedaille.

Es sind kleine Geschichten und große Gesten, die Müllers Ehemalige prägen und die sie gemeinsam mit ihrer Trainerin noch einmal Revue passieren lassen. Beim Kaffeeklatsch mit Tochter Gaby, in der Eislaufhalle am Küchwald mit Anett Pötzsch und Katarina Witt, an Jan Hoffmanns Seite vor einer überraschenden Ehrung wird der Mythos Müller fassbar. Er ist heute noch in Moskau, Wien und Oberstdorf spürbar, lebt in Aljona Savchenko, Robin Szolkowy oder Ingo Steuer weiter und wird von Chemnitzer Eislaufküken bewundert.

Der Film bietet ein Wiedersehen mit Eiskunstlauflegenden wie Irina Rodnina, Beatrix Schuba, Emmerich Danzer und Alexander Gorschkow sowie den langjährigen internationalen Preisrichtern Walburga Grimm und Reinhard Mirmseker.

Der Zuschauer lernt die Familienmitglieder der Trainerin kennen und erfährt von Juttas ambivalentem Verhältnis zu Tochter Gaby, die die große Trainerkarriere ihrer Mutter begründete. In Russland, wo sie bis heute als "Nascha Gaby" verehrt wird, gelingt ihr 1965 als beste Kürläuferin Europas der internationale Durchbruch. Es folgen olympisches Silber, drei EM-, zwei WM-Titel und nur fünf Jahre später das abrupte, selbstbestimmte Ende ihrer Laufbahn. Gegen den Willen der Trainerin-Mutter. Auch Gaby Seyfert feiert 2018 einen runden Geburtstag, ihren 70.

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