Die Dresdner Autobahnspinne

Die Dresdner Autobahnspinne

Natürlich wird heute keine Autobahn mehr gesperrt, wenn in Weixdorf im Dresdner Norden die Oldtimer-Motorräder dröhnen. Das war von 1951 bis 1971 allerdings anders: Da wurde auf dem Autobahnkreuz Dresden-Hellerau alljährlich ein DDR-Meisterschaftslauf ausgetragen und dafür das spinnenartige Verbindungsstück von Dresden in Richtung Bautzen/Berlin kurzerhand für den Verkehr geschlossen. Bis zum Mauerbau kamen auch viele Westfahrer zum "Spinnerennen". Am Start waren nicht nur Zweiräder und Seitenwagengespanne, sondern auch sogenannte Rennzigarren auf vier Reifen.

Der berühmteste Teilnehmer war zweifellos Ewald Kluge. Er hatte als erster Deutscher das gefährlichste Motorradrennen der Welt auf der Isle of Man gewonnen und galt in den späten 30er Jahren als bester Motorrad-Pilot der Welt. Auf den DKW-Maschinen aus dem sächsischen Zschopau holte er Europameistertitel und gewann Deutsche Meisterschaften.

Ewald Kluge nahm 1952 auch am zweiten "Spinnerennen" auf dem Autobahnkreuz teil. 100.000 Fans pilgerten damals in den Dresdner Norden nach Weixdorf, wo Kluge geboren wurde. Ein "Heimspiel" für den über 40-Jährigen, der von West nach Ost kam und seine berühmte "Singende Säge", eine 350er DKW, fuhr. Warum Kluge einen Lauf gewann und den zweiten nach überlegener Führung noch verlor, das erzählt diese Folge aus der Reihe "Der Osten - Entdecke wo du lebst".

Aller zwei Jahre wird in Weixdorf ein Ewald-Kluge-Gedächtnislauf ausgetragen. Und so treffen sich 2019 am ersten Maiwochenende wieder knapp 300 Piloten auf ihren knatternden Kisten. Unter ihnen sind viele Ex-Meister aus Deutschland, Tschechien, England und Skandinavien. Sie düsen heute mit ihren Rennmaschinen und Oldtimern zwar nicht mehr auf der Autobahn, aber unterqueren die A4 auf der sogenannten "Weixdorfer Spinne". Und diesmal schaut ein ganz besonderer Ehrengast zu: Peter Kluge, der Sohn von Meisterfahrer Ewald Kluge.

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