Die Akte Otto Warmbier

Die Akte Otto Warmbier

Im Sommer 2017 starb der US-Student Otto Warmbier, kurz nach seiner überraschenden Überführung aus Nordkorea, an den Folgen schwerer Hirnschäden. 18 Monate zuvor hatten die Bilder seines Schauprozesses weltweit Aufsehen erregt. Weil er ein Propagandaplakat habe stehlen wollen, verurteilte ihn das Regime damals zu 15 Jahren Arbeitslager. US-Präsident Trump twitterte von "nie da gewesener Folter" und zeigte sich mit Ottos Eltern, um sowohl Nordkoreas Führer Kim Jong Un als auch die Obama-Administration für Warmbiers Tod verantwortlich zu machen. Es war der Höhepunkt der Raketenkrise. Als Trump später seine Sicht auf Kim änderte und den Diktator plötzlich als "Freund" in Schutz nahm, hinterließ er die verstörten Eltern Warmbiers auch noch als Opfer seines politischen Opportunismus.

Mit Hilfe weithin ungehörter Zeugen stellt der Film des langjährigen Asien- und Amerika-Korrespondenten Klaus Scherer all dem ein akkurates Protokoll des Falles entgegen, vom monatelangen diplomatischen Ringen um Warmbiers Freilassung über Pannen auf der geheimen Flugroute bis zum Auftankverbot in Pjöngjang aufgrund des Handelsembargos. Zudem belegt Scherer, dass das spätere US-Entschädigungsurteil gegen Nordkorea wichtige Zeugen ignorierte, die bis heute an der Folterthese zweifeln, darunter die zuständige US-Gerichtsmedizinerin in Cincinnati. Tatsächlich halten sie die Angaben der nordkoreanischen Ärzte für glaubwürdig, wonach ein vom Gefängnispersonal falsch dosiertes Beruhigungsmittel Warmbiers Wachkoma auslöste.

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