Der Talentscout - Arbeiterkinder auf dem Weg zur Karriere

Der Talentscout - Arbeiterkinder auf dem Weg zur Karriere

Er ist nicht für eine Castingshow unterwegs. Sucht keine Gesang- oder Sporttalente. Suat Yilmaz (37) sucht den Bildungsnachwuchs in Deutschland. Im Auftrag der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen bereist er die Schulen im Ruhrgebiet auf der Suche nach begabten Arbeiterkindern, die er unterstützen kann: beim Abitur, bei der Studienwahl, beim Wechsel auf die Hochschule. Der fällt in Deutschland sozial benachteiligten Schülern besonders schwer. Von 100 Kindern, deren Eltern keine Akademiker sind, nehmen nur 23 ein Hochschulstudium auf - von 100 Akademikerkindern sind es stolze 77. Suat Yilmaz will das ändern, er setzt auf die Elite von unten. Auf Mario zum Beispiel - ein Mathegenie mit hunderten von unentschuldigten Fehlstunden. Bücher gab es in Marios Elternhaus nicht, seine alleinerziehende Mutter spricht kaum deutsch. Während sich seine Mitschüler auf das Abi vorbereiten, jobbt er im Altenheim. Er braucht Geld, er braucht Unterstützung. Das Abitur wird er wohl schaffen - aber dann?

Für Jugendliche wie ihn ist das Nadelöhr der Wechsel vom Gymnasium zur Uni. Nur ein gutes Drittel der sozial schwachen Abiturienten schafft ihn. Suat Yilmaz will Mario und anderen Talenten dabei helfen. Er fragt nach: Welche Fähigkeiten, welche Träume haben sie? Die Schüler sprechen bei ihm offen aus, wonach sie vorher niemand gefragt hat. Dass sie sich alleine fühlen, keine Unterstützung haben, raus aus ihrem Wohnviertel im Brennpunkt wollen. Es fehlt in ihren Familien das Selbstbewusstsein, die Wertschätzung für Bildung und der finanzielle Rückhalt.

Die Schülerin Julia aus Borken ist ganz allein auf sich gestellt. Die 19-jährige mit besten Schulnoten kommt aus schwierigsten Verhältnissen und lebt allein. Sie träumt davon, Familienrichterin zu werden. Suat Yilmaz ist der erste und einzige, der an Julia und ihr Berufsziel glaubt. Der einzige festangestellte Talentförderer der Republik hat sich früher selbst durchkämpfen müssen. Er stammt aus einer türkischen Arbeiterfamilie, flog von der Schule und hätte es beinahe nicht geschafft - wenn nicht der Rektor sein Talent gesehen und ihn unterstützt hätte.

Deutschland braucht viele Talentförderer, davon ist Yilmaz überzeugt. Denn oft fehlt den jungen Menschen die schlichte, aber wirkungsvolle Botschaft: 'Ich glaub an Dich. Du schaffst das.'

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