Der Regisseur Andreas Dresen - Auf halber Strecke

Der Regisseur Andreas Dresen - Auf halber Strecke

Künstlerporträt 

Am 16. August 2013 wurde er 50, man mag es kaum glauben. Doch der sympathische Andreas Dresen mit seinem jungenhaften Charme hat ein so umfangreiches Werk geschaffen und so viele Preise abgeräumt, dass man eigentlich eine längere Lebenszeit voraussetzen müsste: Deutscher Filmpreis, Europäischer Filmpreis, Berlinale-Bär und Preise in Cannes.

Bei allem Erfolg aber ist Dresen so natürlich geblieben, wie es auch seine Filme immer sind. Ob "Stilles Land", "Sommer auf dem Balkon", "Nachtgestalten", "Wolke 9" oder "Halt auf freier Strecke": Es sind die lebensnahen Geschichten, die Glaubwürdigkeit, mit der sie erzählt werden und die warmherzige Haltung, mit der Andreas Dresen die sogenannten einfachen Leute und deren Schicksale in Szene setzt und die seine Filme so beliebt machen.

"Wer nur etwas von Film versteht, versteht nichts vom Film", das ist wohl das Erfolgsgeheimnis des vor einem halben Jahrhundert in Gera geborenen Film- und Theaterregisseurs. Schon als Student an der Filmhochschule in Babelsberg hat er sich politisch eingemischt, war unbequem für seine Lehrer, die ihn aber gerade deshalb schätzten. Sein Studentenfilm "Was jeder muss" zeigt statt des erwarteten patriotischen Pathos junge Männer, die noch am Ende des 20. Jahrhunderts absurde Rituale einüben. Man kann sich leicht ausmalen, welchen Ärger Rektor Lothar Bisky da auszuhalten hatte.

Dresens Themen sind unbequem geblieben. Dass so viele Menschen seinen Film "Wolke 9" sehen wollten, in dem er feinfühlig Erotik und Sex zwischen "alten Leuten" auf die Leinwand bringt, hat ihn aber selbst ein wenig überrascht. Das Gefällige interessiert ihn nicht. Dazu passt auch seine Entscheidung, den Dokumentarfilm über den aufstrebenden Politiker "Herr Wichmann von der CDU" zu drehen. Damit beweist Dresen einmal mehr - neben der glücklichen Hand für den richtigen Protagonisten - einen präzisen, ironischen, immer aber sehr menschlichen Blick auf die selten so gesehenen Mühen des politischen Alltags.

Dem mag sich auch der Bürger Dresen nicht entziehen. Seit November 2012 ist er Verfassungsrichter im Land Brandenburg, eine zeitaufwendige Aufgabe, in der man keinesfalls im Elfenbeinturm der Kunst verharren kann. Das aber will Andreas Dresen ja ohnehin nicht.

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