Der Rattenkönig
Produzent: Carsten Bunte Schnitt: Angela Springmann Eine Co-Produktion der Filmakademie Baden-Württemberg mit hr und SWR Redaktion (hr): Jörg Himstedt Der zehnjährige Jani vermisst seinen Vater, der als Brückenbauingenieur in Afrika arbeitet und schon seit Monaten nicht mehr zu Hause war. Immer wieder verzögert sich die Heimreise, bis Jani eines Tages von der Mutter erfahren muss, dass der Vater ganz wegbleiben wird. Der bis dahin unbeschwerte Jani versteht die Welt nicht mehr, und auch nicht seine Mutter, die sich verändert und schließlich sogar ein Verhältnis mit einem neuen Mann eingeht. Unmerklich hat sich das Unglück in Janis Leben geschlichen, und er hat keine Ahnung, wie er damit klar kommen soll. Seine beiden Freunde Luki und Raffael sind ihm keine Stütze. Zehnjährige sind im Umgang miteinander nicht eben die Sensibelsten, zudem haben Luki und Raffael selbst Probleme. Luki kommt mit der Schule nicht klar und hat Angst, vom Gymnasium zu fliegen. Sein Vater, ein in die Jahre gekommener Anarcho, hält Schulen für eine Geißel der Gesellschaft und ist seinem Sohn damit keine gute Hilfe. Als er seinen Job verliert, verfällt er in alte Gewohnheiten und 'besetzt' das Zimmer seines Sohnes, weil er sich einbildet, ein Arbeitszimmer zu brauchen. Als ob Luki nicht schon genug Ärger hätte, muss er mit seinem Vater jetzt auch noch jeden Tag Bewerbungsgespräche führen. Dem dritten im Bunde, Raffael, geht es eigentlich gut: Tolerante und wohlhabende Eltern, ein üppiges Taschengeld und viel Selbstvertrauen machen ihn zum Maulhelden der Clique. Doch als die Eltern den geliebten Opa ins Heim abschieben, ist selbst das Großmaul Raffael zutiefst irritiert und verunsichert - auch seine Welt bekommt erste Risse. So wie die Dinge zu Hause aus den Fugen geraten, so kippt auch die Freundschaft der drei Jungs: Luki tauscht seine Leidenschaft für Ratten gegen das Interesse an Mädchen, und Raffael mutiert zum Arschloch. Nur Jani verharrt in Stillstand. Als die Stadt von einer Rattenplage heimgesucht wird, beschließt Jani, in die Kanalisation zu steigen, um die Plage eigenhändig zu beenden - genau so, wie er es von seinem Freund Luki gelernt hat. Doch die Ratten lassen auf sich warten. Endlose Wochen später erst hat er es geschafft: Die Ratten der Stadt machen ihn zu ihrem König.
In leuchtendem Schwarzweiß erzählt Pawel Kocambasi von der rätselhaften Zeit zwischen dem letzten Milchzahn und der ersten Zahnspange und findet eine subtile Balance zwischen präziser Schilderung und zarter Melancholie. Kocambasi, Jahrgang 1973, absolvierte nach einem Studium der Germanistik, Slawistik und Anglistik von 1996 bis 2002 ein Regiestudium an der Filmakademie Baden-Württemberg. 'Der Rattenkönig' ist sein Diplomfilm.