Der nächtliche Lauscher

Der nächtliche Lauscher

Der New Yorker Radiomoderator Gabriel Noone (Robin Williams) hat ein ungewöhnliches Erfolgsrezept. In seiner Late-Night-Radiosendung 'Noone at Night' liest er pointiert formulierte Texte, die alle auf seinen persönlichen Erfahrungen basieren. So erleben die Hörer auch hautnah mit, wie Gabriel die Liebesbeziehung zu seinem 20 Jahre jüngeren, aidskranken Liebhaber Jess (Bobby Cannavale) literarisch aufbereitet. Da Gabriel dabei offensiv mit seiner Homosexualität umgeht, genießt seine Sendung in der Schwulen-Szene Kultstatus. Als Jess jedoch die Krankheit besiegt und auszieht, stürzt Gabriel in eine tiefe persönliche Krise. In dieser schwierigen Phase spielt ihm der befreundete Verleger Ashe (Joe Morton) das noch unveröffentlichte Manuskript eines 14-jährigen HIV-infizierten Jungen namens Pete zu. Minuziös beschreibt Pete (Rory Culkin), wie er jahrelang im Keller eingesperrt und von einem Pädophilenring missbraucht wurde, hinter dem seine eigenen Eltern steckten. Gabriel ist erschüttert und nimmt telefonisch Kontakt mit ihm auf. In langen Gesprächen entwickelt er allmählich eine väterliche Beziehung zu dem leidgeprüften und schwerkranken Jungen, den er allerdings nie zu Gesicht bekommt. Als Gabriels Freunde irgendwann skeptisch werden und an der Existenz des Jungen zweifeln, reist der Moderator nach Wisconsin und trifft Petes blinde Adoptivmutter Donna (Toni Collette). Doch all seine Bemühungen, Pete persönlich zu treffen, werden auf merkwürdige Art vereitelt - bis Gabriel schließlich an seinem Verstand zweifelt. Der sensible Mystery-Krimi nach dem gleichnamigen Roman des US-Bestseller-Autors Armistead Maupin kommt ganz ohne Mord aus und ist dennoch bis zur letzten Minute spannend. Das geschickte Changieren zwischen Wahrnehmung und Wirklichkeit, Täuschung und Realität wird auf verblüffende Weise verknüpft mit Themen wie Kindesmissbrauch und Homosexualität. Ganz nebenbei zeigt der angenehm unaufgeregt inszenierte Film, wie Schwule im amerikanischen Alltag nach wie vor Versteck spielen müssen. Die Hauptrolle - Alter Ego des Autors Armistead Maupin, der auch am Drehbuch mitwirkte - spielt kein Geringerer als Robin Williams, der seit seinem ersten großen Auftritt in der John-Irving-Verfilmung 'Garp und wie er die Welt sah' immer wieder als vielseitiger Charakterdarsteller Akzente setzt. Und als mysteriöse Adoptivmutter überzeugt die charismatische australische Darstellerin Toni Collette, bekannt unter anderem aus der Oscar-prämierten Komödie 'Little Miss Sunshine'.

Bewertung

0,0   0 Stimmen