Der Baltische Weg

Der Baltische Weg

Auslandsreportage 

Eine Entdeckungsreise in Europas östliche Ecke, wo die Kühe aus dem Meer trinken, weil es nicht mehr salzig ist. Wo Internet ein Grundrecht ist und Skype erfunden wurde. Wo Singen Bürgerpflicht ist und es mehr Dirigenten als Generäle gibt. Wo die Strände endlos sind und der Sand so fein ist, dass er beim Gehen quietscht. Man kommt dorthin, wenn man immer weiter reist: nach Norden und nach Osten - bis kurz vor St. Petersburg.

2018 feiern Litauen, Lettland und Estland hundert Jahre Unabhängigkeit - abzüglich der langen Jahre hinter dem Eisernen Vorhang. Davor herrschten die Baltischen Barone. "Wir wollten endlich Herr im eigenen Haus sein und nicht mehr die Diener", erzählt Lettlands langjährige Staatspräsidentin Vaira Vike-Freiberga im Interview. Doch dafür mussten Esten, Letten und Litauer die Sowjets buchstäblich aus dem Land singen. Das war 1989 - ein wahres Meisterstück und als "singende Revolution" in jedem Geschichtsbuch zu finden. Endgültig in Sicherheit wähnten sich die Balten, als sie 2004 der EU und der NATO beitraten - und Moskau das geschehen ließ. Doch seit Russland begonnen hat, Grenzen in Europa zu verschieben, sind die Sorgen zurück.

Der langjährige Nordeuropa-Korrespondent Tilmann Bünz hat die führenden Köpfe der singenden Revolution besucht, den Zaun-Bau an der litauischen Grenze zu Kaliningrad beobachtet und mit jungen Russen in Riga gesprochen, die vier Sprachen sprechen und keine Sehnsucht nach ihrem vermeintlichen Mutterland haben. Er besucht die Insel Kihnu - eines der wenigen Matriarchate der Welt und bestimmt das einzige mit Glasfaseranschluss - und geht Frage nach, ob Leonard Cohen nicht ein Denkmal in Vilnius verdient hätte.

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