Den Humboldts auf der Spur

Den Humboldts auf der Spur

Über 200 Jahre hat er vergessen in einem Pariser Depot gelagert. In Deutschland hat ihn noch niemand gesehen: den Schreibtisch Alexander von Humboldts. Nur eine von vielen Entdeckungen.

Bénédicte Savoy und David Blankenstein sind zahlreichen Objekten auf der Spur, die sie in einer großen Ausstellung über die Gebrüder Humboldt im Deutschen Historischen Museum Berlin 2019 präsentieren wollen. Der Film begleitet die beiden Forscher bei ihren Recherchen.

Immer geht es der französischen Kulturhistorikerin und ihrem deutschen Kollegen nicht nur darum, was das gefundene Objekt über die damalige Zeit und ihren Besitzer aussagt, sondern auch um die Frage: Was ist in der Zwischenzeit mit dem Objekt passiert, und wie gelangte es zu uns?

"Alle reden zur Zeit von Provenienzforschung, aber jeder meint etwas anderes", sagt Bénédicte Savoy, die im Sommer 2017 für viele Schlagzeilen sorgte, als sie mit einem Eklat den Experten-Beirat des umstrittenen Berliner Humboldtforums aus Protest verließ. Seitdem reißt die Diskussion darüber, welche Relevanz Herkunftsforschung in der gegenwärtigen Museumsarbeit haben sollte, nicht ab.

Hunderte Objekte hat Alexander von Humboldt von seinen Reisen um die Welt mitgebracht - vor allem nach Paris, wo er über 30 Jahre lebte. Darunter auch problematische Funde, wie zum Beispiel menschliche Überreste. Auch er, der vehement gegen Sklaverei war und die Kulturen der Indianer hochschätzte, hat also wie viele Forscher und Abenteurer damals Gräber geplündert. "Es geht nicht um Schuld", sagen die beiden Forscher, "es geht um die Frage, wie wir heute damit umgehen, wenn Kulturen spüren, dass ihnen etwas verloren gegangen ist, was plötzlich nicht mehr da ist."

Auch in Berlin hat man inzwischen begonnen, umzudenken und Teile der Sammlungen auf ihre Provenienzen zu durchforschen. Ein zeitaufwendiges und kostenintensives Unterfangen. Ob diese Anstrengungen die Kritiker des Humboldtforums zufriedenstellen werden, darf bezweifelt werden.

Für den Politikwissenschaftler Joshua Kwesi Aikins, Unterstützer der Initiative "No Humboldt 21", steht fest: "Wenn man so ein großes Projekt wie das Humboldtforum machen will, dann muss man sich mit der Gewaltgeschichte des Kolonialismus beschäftigen, bevor man sagt, wir wollen hier Beute ausstellen."

Wie könnte das im Konkreten aussehen? Die Dokumentation "Den Humboldts auf der Spur" blickt weg von der Berliner Diskussion nach Paris, um zu sehen, wie dort mit dem postkolonialen Diskurs umgegangen wird. Und zeigt eindrücklich, wie aufwendig und detailliert die Recherchen zur Vorbereitung einer großen Ausstellung sein können.

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