Das Vaterspiel

Das Vaterspiel

Ein Büro in der Ludwigsburger Zentralen Erfassungsstelle für NS-Verbrechen in den 50er Jahren: Jonas Shtrom, NS-Opfer, enthüllt mit seinen Aussagen die grausame Vergangenheit eines litauischen Judenverfolgers, der seinen Vater und eine unermessliche Zahl von anderen Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus ermordete. An einem anderen Ort, zu einer anderen Zeit: Kurz vor der Jahrtausendwende ist Rupert Kramer, genannt Ratz, 35 Jahre alt und hat es noch nicht weit gebracht. Sein Leben erinnert an eine Baustelle: Der Vater, österreichischer sozialdemokratischer Minister, hat die Familie wegen einer anderen Frau verlassen, für seine einsame Mutter ist es das Highlight der Woche, wenn sie an einem der sieben Tage keinen Alkohol trinkt, und seine Schwester wird immer wieder von ihrem Ehemann betrogen. Ratz selbst verbringt seine Nächte vor dem Computer und entwickelt das sogenannte 'Vatervernichtungsspiel': ein Computerspiel, mit dem er seinen Vaterkomplex zumindest im virtuellen Leben kompensieren kann, und das seiner Meinung nach auch eine gute Möglichkeit für all die anderen darstellt, die ihren Vater hassen. Zurück ins reale Leben wird er im Jahr 1999 mit dem Anruf seiner ehemaligen Studienkollegin Mimi geholt, eine junge Frau, die ihm schon immer gefiel. Sie bittet ihn um Hilfe und überredet ihn, nach New York zu kommen - den wahren Grund nennt sie allerdings nicht. Ohne also überhaupt zu wissen, was auf ihn zukommt, fliegt Ratz schon am nächsten Tag zu Mimi - mit im Gepäck auch sein Vatervernichtungsspiel, mit dem er sich in New York den großen Durchbruch erhofft. Ratz wird in New York schnell klar: Mimi braucht ihn - wie schon früher - für Renovationsarbeiten. Dabei handelt es sich allerdings nicht um ihre eigenen vier Wände, sondern um das Versteck ihres Großvaters Lucas, eines litauischen NS-Kriegsverbrechers. Seit 32 Jahren versteckt sich der alte Mann bereits im Keller eines unauffälligen Hauses auf Long Island vor seinen Verfolgern. Er weiß genau, dass ihn seine Enkelin verachtet, und redet daher kein Wort.

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