Das Känguru-Phänomen

Das Känguru-Phänomen

Familie und ErziehungB  

Am Beispiel von vier Müttern von Kindern mit Behinderung zeigt die Dokumentation das Talent dieser Frauen, die Steine, die ihnen das Leben in den Weg legt, mit Scharfsinn, Humor und Beharrlichkeit zu umgehen oder aus dem Weg zu räumen. Man könnte meinen, in dem Film ginge es um die Schwierigkeit, das eigene Kind loszulassen, und darum, wie man immer einen Teil von ihm wie ein Känguru in seinem Beutel bei sich haben möchte. Doch das Gegenteil ist der Fall. Die Dokumentation beschreibt die Abhängigkeit, die eine Behinderung wesensgemäß mit sich bringt, und den Wunsch, sich von dieser zu befreien.

Eigentlich soll ein Kind irgendwann komplett unabhängig von den Eltern sein. Wenn das nicht möglich ist, müssen die Eltern einen Kompromiss finden zwischen dem Bemühen, ihr Kind zumindest in einigen Bereichen selbstständig zu machen, und der Notwendigkeit, sich weiter um es zu kümmern. Das ist ein ständiger Balanceakt. Ähnlich wie die Känguru-Mutter, die für ihre Kleinen eine Speichelspur hinterlässt, damit sie die Zitzen finden können, versuchen die Eltern von Kindern mit Behinderung jeden Tag aufs Neue, ihnen Hilfsmittel an die Hand zu geben, die ihnen die größtmögliche Selbstständigkeit erlauben. Diese ungeheure Aufgabe beeinflusst alle Lebensbereiche: Arbeit, Beziehung und Psyche.

Jeden Tag brechen irgendwo auf der Welt Eltern von Kindern mit Behinderung unter dieser Last zusammen und setzen ihrem Leben und dem ihrer Kinder ein Ende. Die Dokumentation macht deutlich, dass es für die Kraft, die man braucht, um eine solche Situation durchzustehen, keine unerschöpfliche Quelle gibt.

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