Das grüne Herz Leipzigs

Das grüne Herz Leipzigs

Der Botanische Garten Leipzig ist ein Magnet für Pflanzenverrückte aus ganz Deutschland. Mitten in der Messestadt vereint er auf 3,5 Hektar 10.000 verschiedene Arten vom winzig-kleinen gelben Silberwurz bis zum stattlichen Mammutblatt. In der 470-jährigen Geschichte des Gartens tauchen immer wieder abenteuerlustige Pflanzenfreunde auf. Einer von ihnen. Eberhard Pöppig beschrieb 1836 als Erster die Riesenseerose Victoria Amazonica. Die Pflanze aus Südamerika löste damals in Europa eine regelrechte Hysterie aus. Heute kann man die XXL-Seerose in Leipzig in einem eigens für sie entworfenen Gewächshaus bewundern. Das Haus wurde 2018 als letztes im Garten fertig saniert.

Irmgard Kühn registriert jede Veränderung im Botanischen Garten genau. Die 94-Jährige trifft sich hier seit Jahren einmal wöchentlich mit Freundinnen. Früher botanisierte die alte Dame in Europa und Nordafrika seltene Gewächse. 300 Funde sind unter ihrem Namen im Herbarium der Leipziger Universität registriert, darunter auch ein Erstfund für Mitteleuropa. Neugierde und Wissensdurst treiben auch Nicole van Dam an. Die Professorin arbeitet für das Institut für Biodiversität und leitet auf dem Gelände des Botanischen Gartens etliche Versuchsreihen an Kohlpflanzen. Ziel ist es herauszubekommen, wie Pflanzen sich gegen Fressfeinde wehren. Sie kämpfen mit Bitterstoffen und Aromen, die Nützlinge anlocken, welche wiederum die Schädlinge vertilgen.

Die cleveren Überlebensstrategien der Pflanzen und ihre unglaubliche Anpassungsfähigkeit faszinieren auch Gärtner Thomas Grun. Der Orchideenexperte hat nach politischer Verfolgung zu DDR-Zeiten und einer Kurzepisode im Westen im Botanischen Garten Leipzig sein persönliches Paradies gefunden. Hier lebt er mit Ehefrau und Enkel im ehemaligen Inspektoren-Haus. Jeden Abend schließt er die Tore seiner Wohn- und Arbeitsstätte und sagt glücklich beim Feierabendbier: "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht und muss nie wieder arbeiten."

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