Das Geheimnis der Freiheit

Das Geheimnis der Freiheit

Wer kennt Berthold Beitz? Immer weniger Menschen. Dabei hat er wie kaum ein anderer die Geschichte Deutschlands geprägt, sei es als führender Industriemanager von Krupp oder als Retter zahlreicher Jüdinnen und Juden während des Nationalsozialismus. Ein Jahrhundertleben, das man in großem Bilderbogen erzählen könnte. Doch das fiktionale Porträt von Beitz wird hier als eindringliche Nahaufnahme, als Duell zwischen zwei ungleichen Männern erzählt: Berthold Beitz, Aufsteiger, Macher, Sonnyboy und Golo Mann, Großbürger, Historiker, zaudernder Melancholiker. Die Begegnungen der beiden in den Jahren 1973 - 1981 im Rahmen eines Buchprojekts, für das der eine den anderen beauftragt, entwickeln sich bald zu einem regelrechten Duell. Wie geht man mit deutscher Vergangenheit, wie mit dem eigenen Erbe um?

Beitz und Mann haben eines gemeinsam: Sie sind Nachfolger. Golo Mann als Sohn des Dichterfürsten, mit seinem gebrochenen Verhältnis zum Vater. Berthold Beitz, als Ziehsohn von Alfried Krupp, dem letzten Stahlkönig, den Beitz verherrlicht und dem er durch ein Buch aus Golo Manns Feder, ein Denkmal setzen möchte. Doch anstelle von Krupp tritt in der Begegnung der beiden allmählich der Auftraggeber selbst ins Zentrum der Betrachtung.

In kaum einer Biografie spiegelt sich die Ambivalenz deutscher Nachkriegsgeschichte deutlicher als in der von Berthold Beitz. Wie kann jemand, der im Nationalsozialismus unzähligen Juden das Leben gerettet hat, in der Bundesrepublik mit den Tätern von damals kooperieren und sie sogar verteidigen? Für Golo Mann ein Rätsel voller Widersprüche, dem er auf den Grund gehen will.

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