Das Dorf der Langhaarfrauen

Das Dorf der Langhaarfrauen

Chinas berühmte Reisterrassen, die sogenannten Drachenrücken, liegen rund 700 Kilometer nordwestlich von Hongkong. Seit Jahrhunderten bestimmen sie schon den Alltag der chinesischen Minderheiten, die sich in dieser bergigen Region ansiedelten. Weltabgeschieden und in bitterster Armut entwickelten sie Rituale und Bräuche, die sie auch im 21. Jahrhundert bewahren wollen.

Weltberühmt ist Huangluo, ein malerischer Ort, in dem die Frauen mit den längsten Haaren der Welt leben. Bis 2,70 Meter Länge messen sie und bleiben, angeblich ohne künstliche Mittel, bis ins hohe Alter tiefschwarz. Die traditionellen Yao-Frauen glauben, dass ihre Ahnen in ihren Haaren weiterleben und sie deshalb nicht eines davon abschneiden oder wegwerfen dürfen. Nur ein Mal im Leben, am 18. Geburtstag, werden sie symbolisch abgeschnitten und als Zopf aufbewahrt. Später binden sie diesen mit den anderen Haaren auf dem Kopf zu einem großen Knoten zusammen.

Für die Haarpflege greifen die Frauen immer noch auf ihr selbst hergestelltes Hausmittel zurück: fermentiertes Reiswasser. Mit diesem Geheimtipp waschen und kämmen die Frauen ihre meterlangen Haare im Fluss - wie früher, als die meisten Haushalte weder fließendes Wasser noch Strom hatten.

Rund 200 Kilometer weiter, aber trotz der neuen Autobahn eine Tagesreise von Huangluo entfernt, liegt das Bergdorf Basha. Hier pflegen die Männer einen einzigartigen Haarkult. Sie rasieren sich ihre Köpfe mit einer Sichel und lassen nur ein Büschel Haare stehen. Eine kriegerisch aussehende und auch schmerzhafte Prozedur, die zum Image der Männer passt, sind sie doch die letzten Bewaffneten Chinas, und damit die einzigen Männer im ganzen Land, die noch Waffen tragen dürfen. Stolz präsentieren sie sich im Dorf, in ihren dunkellila glänzenden Trachten, die Gewehre geschultert.

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