Dämonen und Wunder - Dheepan

Dämonen und Wunder - Dheepan

In Sri Lanka tobt der Bürgerkrieg. Die Dörfer der Tamilen sind zerstört. Auch der ehemalige Guerillakämpfer Dheepan hat alles verloren, seine Familie, sein Hab und Gut und seine Heimat, und will nur weg. Im Flüchtlingscamp trifft er auf Yalini , die verzweifelt versucht, ein Kind und einen Mann zu finden, damit sie mit den Papieren einer toten Familie, die sie auf dem Schwarzmarkt bekommt, ausreisen kann.

Gemeinsam mit der neunjährigen Illayaal geben sich die beiden als Familie aus. Sie landen in Paris, wo sie zuerst in einer Unterkunft für Asylbewerber Unterschlupf finden, bis sie von den Behörden eine Wohnung in einer trostlosen Vorortsiedlung zugeteilt bekommen.

Dheepan, der kaum ein Wort französisch spricht, bekommt Arbeit als Hausmeister, Yalini arbeitet als Haushälterin bei einem pflegebedürftigen Alten und Illayaal geht zur Schule. Die Wohnblocks werden immer wieder auch von Drogengangs für ihre schmutzigen Geschäfte gebraucht. Dheepan räumt hinter diesen auf, und die kleine Zweckfamilie versucht ein möglichst unauffälliges Leben zu führen. Obwohl Yalini, die eigentlich nach England zu ihren Verwandten will, wenig mütterliche Gefühle für ihre Schein-Tochter hegt und es immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt, schweissen die äusseren Umstände die kleine Schicksalsgemeinschaft immer mehr zusammen.

Durch die Drogengangs vor der Haustür bleibt Gewalt und Gefahr stets präsent im Leben der drei Flüchtlinge, und auch sonst lassen sich die alten Kriegstraumata nur schwerlich unterdrücken. Als Yalini Zeugin eines Überfalls auf ihren Arbeitgeber wird, gerät die Situation ausser Kontrolle und Dheepan handelt, wie er es in Jahren des Widerstands gelernt hat. Die Dämonen der Vergangenheit haben die drei Flüchtlinge wieder eingeholt.

Gespielt wird Dheepan vom Schriftsteller Jesuthasan Antonythasan, der selber einmal als Kindersoldat bei der militanten tamilischen Guerilla LTTE gekämpft hat, und heute in Frankreich lebt. Regisseur und Drehbuchautor Jacques Audiard gehörte bereits mit früheren Filmen wie «De battre mon coeur s'est arrêté» und «De rouille et d'os» auf den Festivals von Berlin und Cannes zu den Favoriten, für «Un prophète» erhielt er in Cannes den Preis der Jury. Sein starkes, mehrheitlich mit Laien besetztes Drama «Dheepan» wurde 2015 mit der Goldenen Palme ausgezeichnet, erhielt im weiteren neun Césars und unzählige andere Preise. Auch von der Presse gab es viel Lob für den Film, etwa von cineman.ch: «Der Regisseur lässt sich für seine Einwanderungsgeschichte viel Zeit, setzt auf Realismus sowie nuancierte Leistungen seiner famosen Laiendarsteller und blickt sehr genau und präzise auch auf die kleinen Details der Trostlosigkeit. Doch aus dieser Ruhe und Ernsthaftigkeit entwickelt der Regisseur einen beachtlichen Sog.» «Delikatessen» zeigt den Film als Free-TV-Premiere.

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