Credit Suisse - Anatomie eines Skandals

Credit Suisse - Anatomie eines Skandals

In Zürich spielten sich kürzlich Szenen wie in einem Agentenroman von John le Carré ab. Ein internationaler Topbanker namens Iqbal Kahn bemerkte, dass er beschattet wurde. Mehrere Verfolger waren ihm auf den Fersen. Sie beobachteten, wie er seinen Sohn zum Fussballtraining brachte und wie er mit seiner Frau einkaufen ging. Kahn stellte die Männer und erstattete Anzeige. Inzwischen ist bekannt, dass ihm die Credit Suisse, seine frühere Arbeitgeberin, die Privatdetektive auf ihn angesetzt hatte. Der Skandal ist perfekt.

Immer mehr Details über das Innenleben der Grossbank dringen an die Öffentlichkeit. Es entsteht das Sittengemälde einer Branche, die das Potenzial hat, ganze Volkswirtschaften in den Abgrund zu reissen - und die gleichzeitig nicht in der Lage ist, banalste zwischenmenschliche Konflikte unter Spitzenmanagern zu lösen. Dem aktuellen Skandal gingen intensive Spannungen zwischen Iqbal Kahn und dem Credit Suisse-CEO Tidjane Thiam voraus. Die Villen der beiden liegen direkt nebeneinander an der Zürcher Goldküste. Es entstand ein Nachbarschaftsstreit, der bei einer Cocktailparty eskalierte - und der nun den Zürcher Finanzplatz erschüttert.

Die Credit Suisse, 1856 von Alfred Escher als Schweizerische Kreditanstalt mitgegründet, war lange der Stolz des Zürcher Finanzplatzes. Inzwischen ist der Glanz verblasst. «Reporter» zeichnet die bewegte Geschichte der Grossbank nach, die mit dem Überwachungsskandal um Iqbal Khan ihren bisherigen Tiefpunkt erreicht hat.

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