Costello, der andere Elvis

Costello, der andere Elvis

Elvis Costello hatte sich bisher jedem Versuch, sein Leben zu verfilmen, konsequent verweigert. Lediglich zu kleineren Auftritten in Dokumentarfilmen über andere Protagonisten war er bereit. Als Ende 2011 sein ihm sehr nahe stehender Vater, der Musiker Ross McManus (der wahre Familienname von Declan alias Elvis), verstarb, schien der passende Moment gekommen, um sich näher mit seinem Leben zu beschäftigen. Costello begann damals seine Autobiografie zu schreiben. Das Werk, so heißt es, soll genauso umfassend und überraschend werden wie die 'Chronicles' von Bob Dylan und hat Costello zweifelsohne innerlich darauf vorbereitet, sich der Kamera anzuvertrauen. Elvis Costello, der in seiner 40-jährigen Karriere eine Menge Songs schrieb und eine Reihe von Verwandlungen durchlebte, lässt sich nicht leicht in einen Film verpacken. Sein Lebenswerk ist zu umfangreich, als dass man es erschöpfend darstellen könnte, ganz zu schweigen von seiner Persönlichkeit, in der sich die Musikrichtungen widerspiegeln, die er frequentiert: vom Punk inspirierter Rock, Jazz der Bigbands, moderne Klassik, Countrymusik, Soul aus New Orleans und die Standards der Crooners. Der Künstler nimmt aufgrund der Themen seiner Songtexte und seiner untypischen Karriere in der Musikindustrie einen besonderen Platz in der Kultur- und Musikgeschichte ein. Elvis Costello stellte sich häufig als Narr oder Clown dar - jemand, der alles auf den Kopf stellt - und übernimmt damit eine Rolle, die den großen Veränderungen der Epoche perfekt entspricht. Ab 1977 trifft Costello mit seiner Mischung aus Provokation, Verletzlichkeit und musikalischen Einflüssen des Southern Soul den Nerv der Zeit. Der Titel seines Songs 'Less Than Zero' aus demselben Jahr ist beispielsweise als Reaktion auf Oswald Mosley, den Kopf der britischen Faschistenbewegung, zu verstehen und wurde von dem amerikanischen Autor Bret Easton Ellis unter anderem für den Titel seines gleichnamigen Kultromans aufgenommen. In seinem Buch 'Retromania: Warum Pop nicht von seiner Vergangenheit lassen kann' (Ventilverlag) erklärt Simon Reynolds, einer der interessantesten und originellsten Pop-Autoren die Popmusik sei zu einem geschlossenen Kreislauf geworden, in der vergangene Elemente immer wiederverwertet würden. Elvis Costello, der immer wieder seine Stile wechselt, ist das Paradebeispiel für diesen Ansatz. Seine ersten Alben sind voller Anspielungen auf die Beatles, die Rolling Stones und so weiter. 'Get Happy' (1980) greift Elemente von Soul-Labeln wie Motown und Stax auf, um eine neues Postpunkgenre zu schaffen, das die Energie des New Wave mit dem umfassenden Wissen von und der Achtung vor den wichtigsten musikalischen Strömungen der 60er und beginnenden 70er Jahre vereint.

Bewertung

0,0   0 Stimmen