Checkpoints und Currywurst
'Zu sehen, dass in Berlin die Mauer gefallen ist, dass es keine Checkpoints mehr gibt, dass die Stadt nicht mehr geteilt ist, das gibt mir Hoffnung, dass auch bei uns die Mauer einmal fallen wird'. Wenn Khouloud Daibes Abu Dayyeh am Checkpoint Charlie in Berlin steht, fühlt sie sich an Zuhause erinnert. So wie früher Berlin von der Mauer geteilt war, ist heute Bethlehem, die Stadt, in der die palästinensische Christin fünf Jahre als Tourismusministerin arbeitete, mit einer Mauer von Jerusalem getrennt. Deutschland ist für Khouloud Daibes eine zweite Heimat. Als Kind hat sie in Jerusalem und Bethlehem deutsche Schulen besucht. Zum Studium ging sie nach Hannover. Ihre drei Kinder besuchen eine deutsch-lutheranische Schule in den Palästinensergebieten. Wenn sie die Wahl hat, isst sie lieber eine Currywurst als Falafel und Houmus, die traditionellen arabischen Leckereien. Khouloud Daibes ist eine stille Kämpferin. In einer Männerwelt setzt sie sich ein für die Frauenrechte, als Christin ist sie Mitglied einer verschwindend kleinen Minderheit inmitten einer muslimischen Gesellschaft, und als Palästinenserin hat sie Tag für Tag mit der israelischen Besatzung zu kämpfen. 'Wir haben keinen Flughafen. Wir haben keine Grenzen. Wir haben keine Kontrolle über hunderte Pilgerstätten', klagt sie, 'und die Israelis lassen uns nicht nach Jerusalem.' Als sie 2007 ihr Amt antrat, lag Bethlehem nach der Initifada, dem Palästinenseraufstand, in Trümmern. Touristen blieben fern. Die Palästinenserstädte Bethlehem, Jericho und Ramallah galten als Kriegsgebiet. In fünf Jahren schaffte es Khouloud Daibes, dass in Bethlehem - auf der anderen Seite der berüchtigten Sperrmauer und praktisch vor der Haustür Jerusalems - der Tourismus blüht. 'In der Intifada hatten wir pro Jahr 7000 Besucher, letztes Jahr 1,4 Millionen', erzählt sie stolz.