Burn-out im Stall? Milchbauern in der Krise

Burn-out im Stall? Milchbauern in der Krise

Lange war die Welt in Ordnung auf dem Hof von Rainer und Gaby P. in der Eifel. Ihre Lebensgrundlage: 65 Milchkühe. Bis zum Fall der Milchquote 2015 kamen sie damit gut über die Runden.

Dann kam die große Krise. Bei Preisen von teils 19 Cent pro Liter Milch fiel es ihnen schwer, noch zum Arbeiten aufzustehen. Der Film erzählt drei Geschichten von Bauern am Rande des Burn-outs.

"Wir arbeiten bis an den Rand der Erschöpfung, und dabei kommt kein Geld raus, nur Schulden", sagt Bauer Rainer P. Seine Frau Gaby denkt mit Schrecken an die vielen zu bezahlenden Rechnungen. Da Rainer und Gabis Sohn den Hof übernehmen will, muss etwas passieren. Aufgeben oder umstellen? Sie wollen es nun mit Bio-Milch und Bio-Hühnern versuchen. Es ist ihre letzte Chance, den Hof zu retten, denn die nächste Milchkrise steht schon vor der Tür. Der Milchpreis liegt derzeit bei 23 Cent pro Liter.

Sein Freund Kurt K. hat vor vier Jahren eine halbe Million Euro in zwei neue Ställe und eine Melkanlage investiert. Der erste Stall ist gerade fertig, da beginnt die Milchpreiskrise. Die Familie kann die Raten nicht bedienen, die Schulden erdrücken sie. Handwerker für den zweiten Stall können nicht bezahlt werden. Deswegen baut er - neben der Arbeit mit dem Milchvieh - selbst weiter. Teilweise habe er 9000 Euro minus im Monat gemacht, sagt Bauer Kurt K. verzweifelt. Einen Plan B hat er nicht. Seine gesamte Existenz droht zu scheitern.

"Die Kühe sind eigentlich genau mein Ding, aber wenn es sein muss, müssen sie halt gehen", sagt Lambert S. aus dem Bergischen Land. Bisher haben er und sein Sohn die Milchkrise nur überstanden, weil sie selbst noch Kälber aufziehen und schlachten. Auf Dauer reicht das aber nicht. Gemeinsam mit seinem Sohn Matthias macht er sich auf die Suche nach Alternativen. Die Kraft dazu hat er eigentlich gar nicht, seit Jahren hatten er und sein Sohn schon keinen Urlaub mehr, und die eigene Erschöpfung wird immer größer.

"Mich macht das so kaputt. Wie viele Kumpels haben die Tore schon zugemacht. Wie viele habe ich weinend schon gesehen. Männer, die weinen. Sohn, Haus und Hof verloren. Grausam ist das", sagt Bauer Lambert S. 2016 haben rund 650 Milchbauernhöfe in Nordrhein-Westfalen zugemacht, das sind etwa zehn Prozent. Vater und Sohn fragen sich, wie sie noch motiviert sein sollen für die Zukunft, wenn 2018 bereits die nächste Milchkrise droht?

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