Braguino

Braguino

DokumentationFIN / F  

Inmitten der sibirischen Taiga, 700 Kilometer vom nächsten Dorf entfernt, liegt Braguino. Keine Straße führt hierher. Wer nach Braguino will, muss lange den Jenissej hinabfahren und dann einen Hubschrauber nehmen. Völlig autark leben hier zwei Familien, die Braginys und die Kilinys, nach ihren eigenen Regeln und Maximen. Zwischen ihren Grundstücken verläuft eine Barriere, ein Zaun. Denn die Braginys und die Kilinys sprechen nicht mehr miteinander. Eine Insel im Fluss ist das Reich der Kinder, die hier eine eigene Gemeinschaft aufbauen. Frei, unberechenbar und wild leben sie zwischen der Angst vor dem Anderen, der Furcht vor Raubtieren und dem Hochgefühl, in den Weiten des Waldes zu Hause zu sein. Das Dorf Braguino ist der Schauplatz eines grausamen Märchens. Hier wird ein altüberlieferter Konflikt ausgetragen, dessen Triebkräfte Zwietracht und Angst sind. Clément Cogitore besuchte das sibirische Dorf zwei Mal, 2012 zur Recherche und 2016 für den Dreh seines Films. Vor über 30 Jahren verließ Sascha Braginy mit den Seinen eine Altgläubigen-Gemeinde, um sich in der Hoffnung auf ein friedliches, völlig autarkes Dasein hier niederzulassen. Doch schon bald wurde das Paradies zum Schauplatz eines offenen Konflikts zwischen zwei Familien, denen es nicht gelingt, die Geschichte ihres Lebens gemeinsam zu schreiben. Diese Ausgangssituation würde einen geeigneten Stoff für einen Western abgeben. Cogitore dokumentiert sie in faszinierenden, ursprünglichen Bildern von elementarer Kraft. Wie auch Clément Cogitores bisherige Filme bewegt sich "Braguino" im Grenzbereich zwischen Dokumentation, Märchen und Fantasy. Doch hier wird eine Tragödie erzählt: "Wir haben eine Welt gefilmt, die vor dem Untergang steht", resümiert Clément Cogitore. "Der Film handelt von der Unmöglichkeit, eine Gemeinschaft aufzubauen, das Scheitern einer Utopie zu verarbeiten und ein Ideal zu teilen."

Bewertung

0,0   0 Stimmen