Bevor das Licht erlischt

Bevor das Licht erlischt

In den 1970er Jahren kämpften in Marokko Studenten und Arbeiter für eine gerechtere Gesellschaft und ein menschenwürdiges Leben für alle. Aufgrund der brutalen Repression wird dieses Jahrzehnt auch als "bleierne Zeit" bezeichnet. Doch für Kunst und Kultur waren die 70er Jahre ein goldenes Zeitalter mit einer Vielzahl kühner neuer, experimenteller Ausdrucksformen. Nie zuvor war die Kunst in Marokko Träger einer subjektiven Emanzipationsbotschaft und zugleich Gegenstand des kollektiven Wettstreits gewesen. Ab Ende der 1960er Jahre wurde die legendäre Zeitschrift "Souffles" zum Sprachrohr der Avantgarde in Dichtung, Film, Literatur, Theater, Bildender Kunst und Musik. Mit großer Solidarität versuchten die Kunst- und Kulturschaffenden, sich der Überwachung durch das Regime zu entziehen. Erstmals entstanden damals unabhängige Film- und Theaterproduktionen, und erstmals kamen Künstler aus dem Volk - beziehungsweise gab es überhaupt Künstler nach modernem Verständnis.Der Film rankt sich um die Rückblicke zweier zentraler Figuren: Aziz, damals politisch links organisierter Student, schildert den Moment, in dem sich entscheidet, dass er abtauchen muss, weil er von der Polizei gesucht wird. Und Mostafa Derkaoui, seinerzeit frisch gebackener Absolvent der Filmhochschule Lódz, berichtet über die abenteuerliche Produktion seines ersten Spielfilms und die Auseinandersetzung mit der marokkanischen Zensur. Die beiden Männer kennen sich nicht, doch im Film kreuzen sich ihre Wege. Aber die wichtigste Rolle spielen die Archivaufnahmen, mit denen die aus dem Off erzählten Geschichten unterlegt sind. Wie in einer Collage lassen sie das Gesamtbild einer Generation entstehen, die trotz Repression und Zensur mit ganzer Kraft für eine bessere Zukunft stritt.

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