Bei uns entdeckt

Bei uns entdeckt

Eine Fahrt mit Peter Bosse ist wie eine Zeitreise; zwanzig, dreißig Jahre zurück, als der tägliche Gang in den Kohlenkeller noch Alltag war, als der Morgen noch mit dem Anheizen begann. Peter Bosse ist Kohlenhändler. Einer der letzten in der Leipziger Region. Einer, der darum kämpft, dass das auch so bleibt. 'Kohlenpeter' nennt er sich, seinen echten Namen kennen die meisten Kunden gar nicht. Im Sommer ist Hochsaison, da sind die Kohlen am billigsten. Für Peter Bosse heißt das: Überstunden schieben, auch bei über 30 Grad. Ein Knochenjob, denn auch zwanzig Jahre nach der Wende hat sich am Beruf des Kohlehändlers wenig geändert: Drei Tonnen Kohle bewegt Peter Bosse am Tag. 'Die Säcke müssen in den Keller und da gibt es keine Maschine, die uns das abnimmt.' Aber wenn der nur über das Hochparterre zu erreichen ist, heißt es Treppen steigen. 'Da muss ich durch, ich kann mir die Kunden ja nicht aussuchen.' Immer mehr Altbauten werden grundsaniert und mit moderner Heiztechnik ausgestattet. Wo die Heizung den Ofen ersetzt, ist für Peter Bosse Sense. Er muss seinen Lieferradius immer weiter ausbauen, sonst rechnet es sich nicht. Die Studenten-WG in Halle beliefert er genauso wie das Rentner-Ehepaar in Chemnitz oder Dresden. Wie lange das Kohlengeld noch reichen wird für ihn und seine vier Kinder - er weiß es nicht. Aber: 'Solange es Menschen gibt, die ihrem Kohleofen treu bleiben, mach ich weiter.'

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