Baukunst

Baukunst

Der französische Architekt Jean Nouvel hat für die südfranzösische Stadt Nîmes 114 Sozialwohnungen gebaut. Für Nouvel ist 'eine schöne Wohnung vor allem eine große Wohnung'. Bei Nemausus ist Quantität die ästhetische Grundvoraussetzung. Nemausus sieht aus wie ein Raumschiff aus dem Film 'Krieg der Sterne' und wurde seitdem vielfach kopiert. Diese Wohnungen haben bis zu 40 Prozent mehr Grundfläche als die herkömmlichen Sozialbauwohnungen - ohne mehr zu kosten. Das kommt einer Revolution gleich, denn Wohnungen dieser Kategorie wurden bisher immer nach dem 'Schuhkartonprinzip' entworfen. Für Nouvel ist die futuristische Formgebung von Nemausus keine künstlerische Laune, sondern das Ergebnis gründlichen Nachdenkens, eines Kampfes für den Raum und gegen die Kosten. Nouvels Hauptziele sind: Platz in den Wohnungen gewinnen, indem die überdachte kollektive Nutzungsfläche des Hauses verkleinert wird, Raum und Licht gewinnen, die Kosten reduzieren, indem die Struktur des Gebäudes so weit wie möglich vereinfacht wird. Die Wohnungen von Jean Nouvel setzen sich über den typischen Grundriss der modernen Sozialbauwohnung hinweg. Die Nemausus-Wohnungen - zwischen 90 und 160 Quadratmeter groß - haben meist drei oder vier Zimmer und erstrecken sich als Maisonettewohnungen über zwei oder drei Stockwerke. So entfallen die traditionellen Eingänge und Flure. Raum wird also nicht nur durch zusätzliche Grundfläche, sondern auch durch Volumen gewonnen. Jean Nouvels Wohnungen aus den 80er Jahren haben dadurch - obwohl sie Prinzipien des sozialen Wohnungsbaus folgen - nichts mehr mit den tristen Siedlungen und beengenden Wohnverhältnissen in den französischen Vororten gemein. Über dieses Sozialbauprojekt hinaus sind Jean Nouvels wichtigste Werke die Lyoner Oper, die Kongresshalle von Tours und die Cartier-Stiftung, das 'Institut du Monde Arabe' sowie das Musée du Quai Branly in Paris.

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