Balearen - Eidechsen und Fliegenfallen

Balearen - Eidechsen und Fliegenfallen

Im Verlauf der Erdgeschichte hat sich die Höhe des Meeresspiegels mehrmals verändert. Vor 21.000 Jahren, auf dem Höhepunkt der letzten Eiszeit, lag der Wasserspiegel des Mittelmeeres etwa 130 Meter tiefer als heute, und die Form der Balearischen Inseln sah ganz anders aus. Mit dem Anstieg des Meeresspiegels veränderte sich die Küstenlinie: Zahlreiche Landesteile wurden abgeschnitten und bildeten separate kleine Inseln, auf denen die landlebenden Tierarten nun "gefangen" waren. Viele von ihnen starben aus; aber einige Arten passten sich so gut an die karge Umgebung an, dass sie noch heute dort zu finden sind. Eine dieser Arten ist die Balearen-Eidechse Podarcis lilfordi. Sie lebt auf der Illa de l'Aire, einem kleinen Eiland südöstlich von Menorca, wo Wind und Meer so rau sind, dass kaum etwas wächst. Um trotz des geringen Nahrungsangebots zu überleben, hat die erfindungsreiche Echsenart gelernt, mit verschiedenen Pflanzen zu interagieren: zum Beispiel mit Helicodiceros muscivorus, einer Pflanze, die dem Aronstab ähnelt. Ihr Blütenstand verströmt einen starken Aasgeruch, der Bestäuber wie Fliegen und andere Insekten anlockt. Wenn sich die Insekten im Blütenkelch befinden, verschließt die Pflanze den Ausgang und setzt ihre Pollen frei. Einige der mit Pollen bedeckten Tiere kommen später wieder frei und bestäuben andere Pflanzen; manche werden dagegen von den Eidechsen gefressen, die in der Pflanze versteckt auf Beute warten. Diese einzigartige Interaktion zwischen Echse und Pflanze, die der Wissenschaft bis vor Kurzem unbekannt war, konnte mit einer im Blütenstand platzierten Endoskopiekamera beobachtet werden.

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