auslandsjournal - die doku

auslandsjournal - die doku

Vor zwei Jahrzehnten erweitert die Europäische Union den Kreis der Mitglieder nach Osten, mit großen Versprechen von Freiheit und Wohlstand. Was bleibt heute vom Traum einer besseren Zukunft?
20 Jahre, in denen europäische Werte die Länder verändert haben. Die Aufbruchstimmung ist verflogen, die Unsicherheit zurück, weil die Sorge wächst, nach der Ukraine das nächste Opfer zu sein und neue Autokraten liebäugeln mit der Nähe zu Russland.
Die Europäische Union prägt das Leben der Menschen in den neuen Mitliedstaaten, aber sie spüren auch, wie zerbrechlich die Versprechen sind und wie fragil die Garantie von Sicherheit und Fortschritt. In der zweiteiligen Dokumentationsreihe "auslandsjournal - die doku: Mensch, Europa!" blicken die ZDF-Korrespondentinnen Britta Hilpert und Natalie Steger auf acht Länder, treffen sie Menschen, beobachten ihren Alltag, erfahren von ihren Wünschen, Zielen und ihren Schwierigkeiten.
Europa spielt da immer eine Rolle - nicht immer eine gute. In "auslandsjournal - die doku: Mensch, Europa! (1/2) - Leben mit neuen Autokraten" zeigt Südosteuropa-Korrespondentin Britta Hilpert Alltag und Umbruch in Slowenien, Tschechien, Ungarn und der Slowakei.
Nika, die 30-jährige Slowenin, kann sich kaum an die Zeit vor der EU erinnern. Sie ist "Generation Erasmus", wie sie selbst sagt und ihr Dasein als "Polit-Influencerin" funktioniert nur dank Internet und der Freiheiten der EU. Damit will sie ihr Land und auch die EU verändern, gerechter machen. Slowenien stand vor kurzem noch auf der Kippe: Der letzte Premier nahm sich Ungarns Orbán zum Vorbild, wollte die Presse gleichschalten, Leute wie Nika mundtot machen. Die EU gab nicht nur Nika den Mut, weiter zu machen: "Es war sehr wichtig für uns, dass die EU Institutionen kritisierten, was hier passierte, die Gleichschaltung der Presse, Angriffe auf Aktivisten. Ein autoritäres Regime ist wie Krebs. Wenn man es zu lange wachsen lässt, wird es immer schwieriger es loszuwerden." Die Freiheiten der EU sind nicht selbstverständlich, die Erfahrung hat sie in ihrem jungen Leben schon öfter gemacht.
Für Zlata in Tschechien ist die EU Lebensgrundlage und Ärgernis zugleich. Die junge Landwirtin schwimmt gegen den Strom: Eine neue Landwirtschaft mit neuen Ideen und vielen Standbeinen hat sie mit ihrer Familie aufgebaut. Dafür schon EU-Preise gewonnen: "Junge Landwirtin des Jahres 2022" - EU-Subventionen waren und sind bei allen Ideen dabei. Doch manches stört sie auch, fühlt sich an wie eine Bedrohung. Die überbordende Bürokratie, das Ungleichgewicht in der Verteilung der Mittel, wenn etwas die Großen viele Subventionen bekommen, die Kleinen nur wenig. In Tschechien war der größte Landwirt sogar schon mal Premierminister und er könnte es wieder werden. Die EU fördere Ungleichheit, verliere dadurch an Glaubwürdigkeit, so erlebt es Zlata. Von ihrem Bauernhof aus kann sie daran wenig ändern, meint sie und so ist sie Europäerin eher aus Notwendigkeit, denn aus Leidenschaft.
Freiheit, Wohlstand, Sicherheit - das war das große europäische Versprechen, daran hat auch Zoltan aus Ungarn geglaubt. Doch der Mathelehrer musste auch erleben, dass sein Staat die EU missbraucht zum Machterhalt und zur Selbstbedienung. Zoltan der Mathelehrer erlebt hingegen, dass sein Einkommen immer weiter schrumpft. Er hat Konsequenzen gezogen und gekündigt, auch weil ihn das Ungarn von heute sogar mehr abstößt, als das kommunistische Regime seiner Jugend. "In den 80ern habe ich meine politischen Ansichten geäußert, da haben die Lehrer mir Angst gemacht. Tu das nicht, sagten sie, du willst doch studieren! Damals verstand ich das nicht. Jetzt aber verstehe ich, wovon sie redeten."
Auf der Kippe sieht auch Roman seine Heimat, die Slowakei. Spaß ist Romans Geschäft, er ist und war Event-Manager, DJ, Barbesitzer. Doch im Oktober 2022 wurden zwei seiner Gäste vor seiner Bar erschossen. Der rechtsradikale Täter meinte, damit "Feinde der weißen Rasse" getötet zu haben. Roman und seine Gäste sind Teil der LGBTI+ Community. Roman verkaufte die Bar und engagiert sich nun noch stärker für die Rechte dieser Community. Rechte, die von der EU garantiert, aber von seiner eigenen Regierung immer mehr in Frage gestellt werden.
Die zweiteilige Reihe "auslandsjournal - die doku: Mensch, Europa!" zeigt in Teil 1, "Leben mit neuen Autokraten", wie die letzten zwei Jahrzehnte das Leben der Menschen in Ungarn, der Slowakei Tschechien und Slowenien verändert haben.
In Teil 2, "Leben in Russlands Visier", schildert Osteuropa-Korrespondentin Natalie Steger, wie 20 Jahre Mitgliedschaft in der Europäischen Union das Leben der Menschen in Polen, Litauen, Lettland und Estland verändert haben.

Bewertung

0,0   0 Stimmen