Aus dem Prinzregententheater in München: Les Indes Galantes

Aus dem Prinzregententheater in München: Les Indes Galantes

Ganz dicht am Geist seiner Zeit misst Jean-Philippe Rameau die europäische Kultur von Liebesglück und Liebesleid am Bild des edlen Wilden und nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise in vier exotische Gefilde: in die Türkei, nach Persien, nach Peru und in die Wälder der Neuen Welt. Da im mythischen Arkadien der Liebe die Anhänger davonlaufen und dem Kriegsgott folgen, ermutigt Amor, sie auf anderen Kontinenten zu suchen. Ganz gleich, ob die entworfenen Bilder der fernen Fremde realitätsnah und durch Geografen vermittelt sind oder koloniale Klischees sie durchsetzen: Im Sultan, der auf die begehrte Gefangene verzichtet, im bis zur Selbstzerstörung eifersüchtigen Inkapriester, in den Liebesspielen persischer Fürsten und in den sich treu und friedvoll liebenden Prärieindianern spiegeln sich die Europäer ebenso wider, wie Rameaus furios gezeichnete Unwetter und Vulkanausbrüche für deren emotionalen Turbulenzen stehen. Dem Ursprung französischen Musiktheaters aus dem Geiste des Tanzes vertrauend, spielt Rameau mit einem bei seinen Zeitgenossen hoch im Kurs stehenden Genre, das heute als Terra incognita zur Neuentdeckung einlädt: der Opéra-ballet. Im gleichberechtigten Nebeneinander von Musik, Szene und Tanz und mit zahlreichen Ortswechseln werden vier Paarkonstellationen und ihr Umgang mit Treue, Vertrauen und Eifersucht durchgespielt - als Varianten einer immer brennenden Frage: Wie liebt man richtig?

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