Aurora Borealis - Nordlicht

Aurora Borealis - Nordlicht

Márta Mészáros' großes, multiperspektivisches Generationen-Drama, herausragend fotografiert von Piotr Sobocinski jun., verbindet scheinbar mühelos und Jahrzehnte überbrückend die persönliche Geschichte einer Familie mit der europäischen Zeitgeschichte dreier Länder, Österreich, Ungarn und Russland. Ausgezeichnet sind auch die Schauspieler: Franciska Töröcsik als die sanfte junge Maria, Ildikó Tóth, ihre starke, aber verunsicherte Tochter Olga, vor allem aber Mari Töröcsik, die große Dame des ungarischen Kinos, die unter anderem 1976 in Cannes den Darstellerpreis gewann. Sie spielt grandios die seelischen Erschütterungen der alten Maria, nicht mit den wenigen Worten ihrer Rolle, sondern mit der Mimik ihres ausdrucksstarken Gesichts.

"Aurora Borealis: Nordlicht" gewann beim "Chicago International Film Festival" 2017 den Publikumspreis für den besten fremdsprachigen Spielfilm.

Zum historischen Hintergrund: Zwischen 1945 und 1956 wurden in Österreich "sowjetische Kinder der Besatzung" geboren, einige nach freiwilligen sexuellen Beziehungen zwischen Frauen vor Ort und Soldaten der Roten Armee, andere als Ergebnis von Vergewaltigungen. Sie wurden von vielen als "Kinder des Feindes" angesehen und mussten verschiedene Arten der Diskriminierung und Stigmatisierung hinnehmen.

Die Regisseurin Márta Mészáros wurde 1934 in Budapest geboren und lebte zwischen 1935 und 1946 in der Sowjetunion. Ihr Vater László, ein Bildhauer, wurde Opfer der stalinistischen Säuberungen. Mészáros drehte 1968 als erste Frau ihres Landes einen Spielfilm. Sie hat die ungarische Filmgeschichte mitgestaltet, indem sie in ihren vielen, teilweise autobiografischen Arbeiten immer wieder europäische Zeitgeschichte verarbeitete, darunter "Adoption" (Goldener Bär, Berlinale 1975) und "Tagebuch für meine Kinder", (Spezialpreis der Jury, Cannes 1984). 2017 widmete das Filmfestival "goEast" Márta Mészáros eine Hommage.

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