Auf dem Ob durch die Taiga
Das Filmteam von Andreas Voigt bricht im Herbst vom Mittleren Ob auf in den Norden, dem sibirischen Winter entgegen. Der Ob ist die Lebensader Westsibiriens. Hier, hinter dem Ural, wo es keine Brücken gibt und nur wenig Straßen, verbindet er die Städte, Siedlungen und Dörfer der Taiga. Über Seitenarme erreicht man die abgelegenen Siedlungen der Minderheiten, meist Nachfahren sibirischer Ureinwohner. Für viele dieser Völker bedeutet die Ausbeutung der Bodenschätze auf lange Sicht den Untergang ihrer traditionellen Lebensweise. Manchen Gruppen gelingt es jedoch, sich auch im modernen Russland zu behaupten. Auf der kleinen Halbinsel Iwankino etwa trifft das Team auf Selkupen. Von jeher sind sie Fischer und betreiben den Fischfang mit traditionellen Methoden. Als Minderheit gewährt ihnen der Staat aber auch gewisse Privilegien. Anders als die Russen dürfen sie größere Mengen fangen. Das verschafft den Selkupen wirtschaftliche Vorteile, denn im Ob gibt es neben dem begehrten Stör eine Vielzahl von Edelfischen. Wenn der Herbst in Sibirien zu Ende geht, bleibt den Menschen nur wenig Zeit, sich auf den Winter vorzubereiten. Er kommt über Nacht. Dann ist der Ob binnen kürzester Zeit zugefroren, und auf dem Eis werden nun Winterstraßen gebaut. Das Filmteam musste seine Reise mit Motorschlitten fortsetzen, um in das Autonomiegebiet der Nenzen zu kommen. Das Gebiet der Ureinwohner Sibiriens ist zweimal so groß wie Deutschland. Aber nur 500.000 Menschen leben hier. Ein Teil wirtschaftet noch immer als Nomaden. Sie züchten Rentiere. Mit Zelten und ihren Herden ziehen sie im Winter in die Tundra und im Sommer in den Ural. Hier im äußersten Norden mündet der Ob in die Kara-See.