Atlantis: Das Geheimnis der Eiszeitjäger
Das Leben von Alfred Rust zählt zu den außergewöhnlichen Forscherkarrieren. Obwohl er nie eine Universität besucht hatte, gelang ihm eine Sensation. Er grub im Ahrensburger Tunneltal nordöstlich von Hamburg Relikte aus der Eiszeit aus, die eindeutig von Menschen bearbeitet worden waren. Doch wer waren diese Menschen, die damals in die unwirtlichen Gebiete vorgedrungen waren? Diese Frage beschäftigt auch die moderne Forschung. Thomas Terberger, Prähistoriker aus Greifswald, hat zahlreiche archäologische Funde aus der letzten Eiszeit analysiert. Er ist sich sicher, dass sich nur hoch spezialisierte Jäger so weit in den Norden vorwagten. Am Rand der Gletscher dominierte eine arktische Tundra, in der nur Gräser und Flechten wuchsen. Hier machten die Jäger der Eiszeit Jagd auf Rentiere. In kleinen Gruppen zogen die Nomaden den Herden hinterher. Einfache Zelte und effektive Werkzeuge gehörten zu ihrer Ausstattung. Da ist sich die Wissenschaft sicher, seit Alfred Rust in den 30er Jahren auf ihre Hinterlassenschaften stieß. Seine Entdeckungen im Ahrensburger Tunneltal brachten Alfred Rust weltweiten Respekt sowie eine Ehrendoktorwürde der Universität Kiel ein. Ohne ihn wäre die moderne Eiszeitforschung nicht auf dem heutigen Stand, vermutet Archäologe Thomas Terberger. Heute analysieren Forscher die Fundstücke mit modernen Methoden. Sie konnten herausfinden, dass die Jäger ein ausgeklügeltes Treibjagdsystem nutzten und immer neue Waffen entwickelten - unter anderem wurden bei Hamburg die ältesten Pfeile der Menschheitsgeschichte entdeckt. Die Eiszeitjäger waren perfekt an ihre erbarmungslose Umwelt angepasst. Eiskalter Wind, plötzliche Schneestürme und mangelnde pflanzliche Nahrung konnten ihnen offenbar nichts anhaben. Und als sich die Gletscher zum Ende der Eiszeit zurückzogen, rückten die Nomaden bis zum Nordkap vor. So legten die Eiszeitjäger den Grundstein für die heutige Besiedelung Nordeuropas.