Als mein Onkel für den Duce nach Afrika ging

Als mein Onkel für den Duce nach Afrika ging

Von der Regisseurin in einer Schublade gefundene Briefe ihres Onkels bilden den Ausgangspunkt für diese Reise durch die weitgehend unbekannte italienische Kolonialgeschichte in Afrika. Im faschistischen Italien der 1930er Jahre verlassen zahlreiche Einwohner vom Elend getrieben oder aus Abenteuerlust ihr Heimatdorf Borgo, um in den Kolonien von Italienisch-Ostafrika das von der faschistischen Propaganda versprochene Eldorado zu finden. Aber ihr Traum zerbricht schon nach wenigen Jahren: Krieg und Niedergang des Regimes ziehen den Verlust der Kolonien nach sich. Ohne einen Heller kehren sie nach Borgo zurück. In den Familien wird diese Abenteuerreise durch Überlieferungen, schriftliche Aufzeichnungen und Hunderte Fotos wachgehalten. Die Geschichte bewegt sich in einem sehr persönlichen Rahmen; sie fördert lange verschwiegene Erinnerungen zutage, darunter die raue Kolonialwirklichkeit mit Zwangsarbeit, rassistischer Ideologie, Domination und Krieg.

"Als mein Onkel für den Duce nach Afrika ging" kann als Pars pro toto für alle Wanderbewegungen zu allen Zeiten hin zu einem vermeintlichen Schlaraffenland stehen. Der Film ist Resonanzkörper eines kollektiven und mitunter legendären Strebens ebenso wie Erzählplatz für aus Briefen vorgelesene harte und häufig tragische Schicksale. Aber er erinnert auch an die Geschichte, die über individuelle Erfahrungen hinausgeht. "Als mein Onkel für den Duce nach Afrika ging" schlägt einen Bogen über die Vergangenheit zur Gegenwart, und wie ein roter Faden zieht sich eine unterschwellige Frage durch den ganzen Film: Welche Rolle haben die Großmächte in den afrikanischen Ländern gespielt, und welches Erbe hat die Kolonialzeit dort hinterlassen?

Es ist ein bewegender Film, der sich mutig dafür entschieden hat, das Erzählen den Bildern aus der Epoche zu überlassen. Der Zuschauer erlebt das Kolonialabenteuer gleichermaßen aus Insidersicht; er entdeckt eine harte und schicksalhafte Zeit, in der Träume von einem besseren Leben als Nährboden für ein unterdrückendes und verderbliches Kolonialsystem dienten.

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