Adam
Total übermüdet und mit finsterer Miene schleppt sich Samia (Nisrin Erradi) durch die Gassen von Casablanca. Die junge Frau klopft an verschiedene Türen und bittet um Arbeit, um im Gegenzug Kost und Logis zu bekommen. Doch sie hört immer die gleiche Antwort: Es sei undenkbar, sie «in ihrem Zustand» eintreten zu lassen. Auch Abla (Lubna Azabal) zeigt der erschöpften Frau vor ihrer Haustür die kalte Schulter. Die Bäckerin hat selbst genug Schwierigkeiten, als dass sie einer schwangeren Frau Arbeit geben könnte. Abla ist verhärmt, ihren Beruf übt sie mechanisch aus und den Kontakt zu ihren Kunden reduziert sie auf ein Minimum. Es ist Ablas Tochter Warda (Douae Belkhaouda), die ihrer Mutter ins Gewissen redet. Warda, in vieler Hinsicht das Gegenteil ihrer Mutter, gefällt die eigentlich sehr sinnliche Samia. Auch Abla merkt nach und nach, wie ihr der Besuch der Fremden guttut.
Beim Filmtitel «Adam» könnte man denken, es gehe um einen Mann. Tatsächlich aber spielt der Film der marokkanischen Regisseurin Maryam Touzani in einer Frauenwelt und handelt von der Solidarität zwischen zwei Frauen, deren Leben unweigerlich von engen patriarchalen Strukturen geprägt sind.
Touzani gibt mit «Adam» ihr Spielfilmdebüt. Das Drama wurde an den Filmfestspielen Cannes uraufgeführt und danach an zahlreichen Festivals gezeigt. Es war zudem Marokkos Eingabe für die Oscars 2019. In der Hauptrolle ist Lubna Azabal zu sehen. Fans von Arthouse-Filmen kennen die Belgierin mit marokkanischen Wurzeln aus Dennis Villeneuves «Incendies» oder Sameh Zoabis «Tel Aviv on Fire».