70 Jahre Jugendrevolte

70 Jahre Jugendrevolte

Der Underground-Jazz Ende der 1940er Jahre in Paris und der Rock'n'Roll im von Rassentrennung geprägten Amerika Mitte der 50er Jahre schufen Modelle, mit denen sich eine neue Generation identifizieren konnte. Britische Bands wie The Who oder die Rolling Stones packten ihre Wut in Songtexte, Independent-Filme gaben endlich auch den Frauen einen Platz und die niederländische Provo-Bewegung erfand das Happening und den Umweltschutz.

Die 60er Jahre begleitete eine aufstrebende Gegenkultur vor dem Hintergrund des Vietnamkriegs. Während der 70er Jahre nährte die Jugendrevolte die Kreativität, David Bowie stellte die Genderfrage, die Emanzipation brach mit dem Patriarchat, Disco befreite die Körper und bereitete den Weg für die LGBT-Kultur. Doch die Zeit des Wirtschaftswachstums war vorbei und die Massenarbeitslosigkeit beendete die Utopie. Die Punks brachten mit "No future!" alles zum Explodieren. In London ermuntern The Clash die Punkbewegung zum Schulterschluss mit jungen, aus Jamaika eingewanderten Reggae-Fans, um mit Diskrimination und Ungerechtigkeit aufzuräumen.

Zu Beginn der 90er Jahre kristallisiert sich eine gespaltene Jugend heraus: gesellschaftlich integriert die einen, ausgegrenzt die anderen. Sie tanzen zu Hip-Hop, erfinden sich mit Techno und Ravepartys eine neue Traumwelt. Mit der massiven Verbreitung des Internets und den sozialen Netzwerken in den Nullerjahren kämpft die Jugend mit neuen digitalen Waffen. Von Osteuropa bis zur arabischen Welt bringen Jugendbewegungen Diktaturen zu Fall.

All diese Kämpfe konzentrieren sich in den Protestbewegungen von heute: Klimawandel, LGBT, #MeToo und Black Lives Matter erfinden zwar nicht unbedingt neue künstlerische Formen, aber sie schaffen ein neues Verständnis für ihre Anliegen, die alle Generationen ansprechen.

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