100 Jahre Aufregung - Das Bochumer Schauspiel feiert Jubiläum

100 Jahre Aufregung - Das Bochumer Schauspiel feiert Jubiläum

Film und TheaterD  

Das Bochumer Schauspielhaus war jahrzehntelang der Popstar unter den deutschen Theatern. Regisseure wie Peter Zadek oder Claus Peymann haben hier große Triumphe gefeiert. Vor allem in den 70er- und 80er Jahren wurde das Bochumer Haus zum Synonym für zeitgenössisches Theater.

Für Intendant Johan Simons ist die Spielzeit 2018/19 die erste. Der Niederländer und ehemalige Leiter der Ruhrtriennale hat ein Ensemble zusammengestellt, das den multikulturellen Mix der Menschen im Ruhrgebiet spiegelt. "Oh Augenblick" heißt die Revue zum Jubiläum. Und Mercy Dorcas Otieno Version auf Suaheli von Herbert Grönemeyers "Bochum" ist sicherlich einer der Höhepunkte.

Grönemeyers Karriere startete hier, tief im Westen, an der Bochumer Königsallee. Auch Hannelore Hoger, Joachim Król und Armin Rohde standen im Schauspielhaus Bochum auf der Bühne, wie auch die Ruhrpott-Dame schlechthin, Tana Schanzara. Rainer Werner Fassbinder entdeckte hier Günter Lamprecht und Rosel Zech für seine Filme. Andere wie Hannes Messemer, Bernhard Minetti, Ulrich Wildgruber, Kirsten Dene oder Gerd Voss begeisterten das Publikum über Jahre.

Mitten im Ersten Weltkrieg steckte Bochum einen Großteil des Kulturetats in ein pleite gegangenes Varieté und machte daraus ein Stadttheater. 1919 wurde erstmals ein festes Ensemble verpflichtet. Der Startschuss einer 100-jährigen, aufregenden Geschichte. Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg konnte Intendant Hans Schalla 1953 einen spektakulären Neubau beziehen. Er setzte vor allem auf Shakespeare. Schalla prägte bis 1972 den "Bochumer Stil" - klar, analytisch, nachexpressiv.

Mit Peter Zadek wurde das Schauspielhaus zu einem der prägenden Theater im deutschsprachigen Raum. Seine erste Inszenierung "Kleiner Mann was nun?" wurde bei der Premiere für die Beschäftigen der Hüttenwerke Krupp und der Stahlwerke Bochum gespielt. Auf Zadek folgte Claus Peymann und der brachte Thomas Bernhard und Heiner Müller mit. Bochum galt mit Aufführungen wie der legendären "Hermannsschlacht" in den 80er Jahren endgültig als Theaterhauptstadt Deutschlands. Es folgten Frank-Patrick Steckel und Leander Haußmann.

In der Dokumentation von Peter Scharf erzählt Günter Lamprecht, wie er Mitte der 50er Jahre aus Berlin nach Bochum kam. Hannelore Hoger lässt die wilde Zeit mit Peter Zadek aufleben. Joachim Król erinnert sich an die langen Fußmärsche von Herne nach Bochum ins Theater. Tatort-Kommissar Wolfram Koch erzählt aus den 90er Jahren unter Leander Haußmann - und Haußmann selbst verrät, warum Bochum zu seiner Zeit einfach "megaerotisch" war - "purer Sex".

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