Spielbericht: Ungarn gg Portugal (3:3)

Spielbericht: Ungarn gg Portugal (3:3)

Das unerwartete Torfestival

22.06.2016 - 23:32 Uhr

Es gibt Spiele während einer EM, von denen man auf den ersten Blick nicht viel erwartet. Was sollte auch bei normalen Verlauf der Underdog gegen das Starensemble von Portugal ausrichten können, außer Zement anzurühren und auf Kontor zu warten. Auch die Bilanz beider Mannschaften gegeneinander verweist bei 10 Begegnungen noch keinen Sieg für die Ungarn.

Der erste Schönheitsfleck auf dieser Annahme war die Tabellensituation zu Spielbeginn. Ungarn mit 4 Punkten auf Platz 1, Portugal mit mageren 2 Zählern punktgleich mit EM-Neuling Island. Etwas ungewohnt auch das neongrüne Auswärtstrikot der Iberer.

Mit dem Anpfiff sucht Portugal den Weg nach vorne, kommt aus dem Spiel heraus und auch durch Standards zu ersten Gelegenheiten, kann aber keine nachhaltige Torgefahr entwickeln.

Das erste Tor nach einem Standard geht aber auf das Konto der Ungarn. Eine Ecke von rechts wird nur unzureichend von den Portugiesen geklärt und landet im Rückraum. Dort steht Zoltan Gera, der die Kugel mit der Brust stoppt und unhaltbar ins rechte untere Eck versenkt.

Die nächsten Aktion haben dann wieder die Iberer. In der 23. Minute ist es ein oder Kopf verlängerter Freistoß, den Kiraly noch aus der Ecke fischen kann. Im direkten Gegenzug herrscht Uneinigkeit in der Portugiesenabwehr, und so kann Szalai den Ball auf Elke durchstecken, der hält aus etwa 12 Meter Entfernung voll drauf, aber Rui Patricio kann den Ball klären.

Dann eine der Szenen mit dem berühmten Ronaldo-Anlauf: Einen Freistoß aus 35 Metern hämmert er direkt drauf und Kiraly muss sich da ganz lang machen, um den Ball noch aus dem rechten unteren Eck zu fischen.

In der 40. Minute zappelt dann der Ball im ungarische Netz, aber beim Zuspiel stand Pepe im Abseits. Der Ausgleich lag in der Luft. Die atmete Nani einmal tief ein schob den Ball nach Musterzuspiel von CR7 zum 1:1 ein. Die Stimmung im Stadion war am Überkochen. Der Pausenpfiff von Schiedsrichter Felix Brych verschaffte dem etwas Abkühlung.

Kein langes Fazit zur 1. Halbzeit, sie war sehenswert, aber nichts im Vergleich zu dem, was in den folgenden 45 Minuten passieren sollte. Kurz nach Wiederanpfiff tritt Dzsudzsak zum Freistoß an und zielt auf die kurze rechte Ecke. Der Ball kommt scharf und wird vom Gomes gegen die Laufrichtung des Keepers abgefälscht und schlägt mittig im Kasten der Portugiesen ein, es steht 2:1.

Keine 3 Minuten später nimmt sich Joao Mario in Herz, flankt scharf von rechts in den ungarischen Strafraum, wo Ronaldo nur auf das Spielgerät wartet, um es sehenswert aus 7 Meter Torentfernung mit der Hacke einzusetzen - der schönste Treffer im bisherigen Turnierverlauf.

Aber hier werden heute gefangenen gemacht. Die portugiesische Freude hält nur kurz und die Ungarn führen erneut. Dszudzsak ergattert einen Abpraller nach Freistoß, macht den Robben und zieht von rechtsaußen am 16er entlang nach innen und zieht ab. Diesmal ist es Nani, der den Ball unhaltbar abfälscht, 3:2, irre.

7 Minute vergehen ohne Treffer, aber dann ist er wieder zur Stelle: Ronaldo. Eine scharfe Flanke von links kann Ronaldo per Kopf verwerten, zeigt präzise Körperspannung und nickt den Ball ins rechte Eck - unhaltbar.

Und auch dieser Ausgleich hätte um Haaresbreite nicht lange gehalten. Nach Hereingabe von Lovrencsics knallt Elek die direkte Abnahme nur an den Pfosten.

Danach verlagert sich das Spiel zusehends ins Mittelfeld, auch mehrere Wechsel können keine neuen Ideen bringen und beide Mannschaft üben sich eher in der Verwaltung des Spiels. Das tut aber dem wohl spektakulärsten Spiel des 3. Spieltags keinen Abbruch und so ziehen am Ende beide Mannschaften ins wohlverdiente Achtelfinale ein. Ungarn trifft am Sonntag, 21 Uhr, auf Belgien, Portugal misst sich bereits am Samstag, ebenfalls um 21 Uhr, mit Kroatien.