Die beliebte und gern genutzt Metapher von David und Goliath erwies sich in der Partie Portugal gegen Island einmal mehr als prophetisch: Der isländische David brachte den favorisierten Goliath um Superstar Ronaldo tatsächlich ins Wanken, auch wenn er ihn nicht fällen konnte.
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Bereits in der Anfangsphase war absehbar, dass Island kein einfacher Gegner werden würde: Zwar begann Portugal erwartungsgemäß aggressiv und zog direkt nach dem Anpfiff auf das isländische Tor, doch schon der erste Konter brachte auch Portugals Keeper Rui Patricio in Bedrängnis.
Erst nach einer Viertelstunde hatten die Portugiesen das Spiel voll unter Kontrolle und setzten zur Belagerung des isländischen Strafraums an. In der 19. Minute schoss der Wolfsburger Vieirinha scharf auf das Tor von Hannes Thor Halldorsson. Erst im zweiten Anlauf konnte der an diesem Abend hochbeschäftigte Torwart den Ball entschärfen.
4 - #POR stand unter den Teams, die nie Europameister wurden, am häufigsten im Halbfinale. Brautjungfer. #PORISL pic.twitter.com/TcRGjcLLeE
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Bis zur 30. Minute hielten die Isländer dem Dauerfeuer stand, dann folgte eine klassisch portugiesische Traumkombination: Vieirinha setzte Gomes rechts in Szene, der den Ball genial und rasant zu Nani weitergab. Der hatte am kurzen Pfosten keine Mühe, den Ball im Tor unterzubringen. Halldorsson für den Moment geschlagen durch das 600. Tor in der Geschichte der Europameisterschaften.
Doch wie schon so vielen Teams in diesem Turnier gelang es auch Portugal in dieser Phase nicht, den wichtigen 2. Treffer hinterherzuschieben: Wieder und wieder klärte die isländische Hintermannschaft, und immer wieder war Halldorsson im entscheidenden Moment auf dem Posten. Mit 1:0 ging es in die Pause.
Danach schien sich das Szenario aus Halbzeit 1 zu wiederholen: Die Portugiesen drückten, die Isländer hielten Stand. Dann, in der 50. Minute, war ein isländischer Entlastungsangriff praktisch aus dem Nichts erfolgreich: Jóhann Berg Guðmundsson konnte von rechts flanken, im Strafraum lauerte Birkir Bjarnason, der mit einem wunderschönen Volleyschuss den unglaublichen Ausgleich erzielte.
Die Portugiesen konnten diese Entwicklung sichtlich nicht fassen: 10 Minuten waren sie wie von der Rolle und verhedderten sich beim Spiel nach vorne in Zweikämpfen um jeden Zentimeter Boden. Die Partie drohte zu versanden, wie bisher fast alle Spiele dieser Europameisterschaft. Erst ab der 65. Minute kehrte die alte portugiesische Spielfreude zurück, und nun begann eine heiß umkämpfte Schlussphase, die isländische, portugiesische und europäische Fanherzen höher schlagen ließ.
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Schön herausgespielte Angriffe wurden leidenschaftlich abgeblockt, krachende Weitschüsse wechselten sich ab mit eleganten Kombinationen. Das Spiel wurde zum Fußballfest. Das Einzige, was nun noch fehlte, war ein Tor, doch sowohl die Angriffe der Portugiesen, die immer wieder mit Superstar Ronaldo und ab der 71. Minute mit Bayern-Neuling Renato Sanches vor dem isländischen Tor auftauchten, noch die Gegenangriffe von Gunnarsson und Sigthorsson führten zum Erfolg.
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Richtig spannend wurde es dann ganz am Ende, als den Portugiesen in der Nachspielzeit 2 Freistöße aus zentraler Position zugesprochen wurden: Zweimal trat Ronaldo an, doch sowohl aus 33, als auch aus 24 Metern konnte er die isländische Defensive nicht mehr überwinden.
Am Ende teilen sich zwei mitreißend spielende Mannschaften verdient die Punkte in einem der bislang allzu seltenen, wirklich sehenswerten Spiele der Gruppenphase.
Am Samstag treffen die Portugiesen nun auf die heute unterlegenen Österreicher, Island spielt gegen die überraschend erfolgreichen Ungarn.