Die Kinoadaption des Fantasy-Erfolgs lebt

Die Kinoadaption des Fantasy-Erfolgs lebt

Warcraft kommt?

30.08.2013 - 09:02 Uhr

Wann immer ein Buch, ein Spiel, ein Comic oder eine Popgruppe ein gewisses Popularitätslevel erreichen, streckt Hollywood bekannterweise sofort die Fühler aus, um das jeweilige Phänomen möglichst schnell filmisch auszuschlachten: Der Weiße Hai war ein Erfolgsroman, bevor er Hollywood umkrepelte, Nintendos Mario bekam kurz nach seiner Geburt als Spieleheld seinen eigenen (reichlich unterwältigenden) Film, die Beatles stürmten auf ihrer Erfolgswelle auch in die Kinos, und Comic-Umsetzungen sind spätestens seit den 40ern ein regelmäßig wiederkehrender Kinostandard. Erstaunlich wird das Ganze insofern erst, wenn ein Projekt trotz nachgewiesener Popularität jahrelang keinen Zentimeter vorankommt. Und dann doch nicht totzukriegen ist.

Aktuelles Beispiel hierfür: Der seit Jahren geplante Warcraft-Film, der die Geschichte der einstigen Strategiespiele, bzw. des aktuellen Onlinerollenspiels auf die große Leinwand holen soll und erst unlängst Lebenszeichen zeigte, die eine baldige Umsetzung wahrscheinlicher machen als je zuvor.

1994 war dieses Intro ein echter Hit

Erstmals erwähnt wurde dieses Projekt vor immerhin bereits 7 Jahren, als das Warcraft-Studio Blizzard eine strategische Allianz mit der Produktionsfirma Legendary Pictures einging, die hinter Kassenerfolgen wie der Batman-Trilogie, 300 und Hangover steckt. Der ursprüngliche Plan der beiden Entertainment-Riesen sah dabei vor, auf der Herr-der-Ringe-Fantasy-Welle mitzuschwimmen und der aktuellen World-of-Warcraft-Spielergeneration die Ursprungsgeschichte der Warcraft-Konflikte zu vermitteln, die diese - als Pech der späten Geburt - nie miterlebt hatte. Angedacht war deshalb, die Handlung des ersten Warcraft-Spiels "Orcs and Humans" zu adaptieren, mit dem Blizzard Mitte der 90er Jahre zu einem der Großen der Branche aufgestiegen war.

Cool wurde Warcraft 1995 mit Tides of Darkness

Dummerweise hatte sich Blizzard bei diesem ersten Spiel aber deutlich an Tolkiens Ringkrieg angelehnt, und auch wenn die Blizzard-Orcs schon immer Hulk-grün waren, wäre einem modernen Kinopublikum diese Ähnlichkeit kaum entgangen. Schon 2007 fiel deshalb die Entscheidung, statt auf die alten Strategiespiele direkt auf dem größten Firmenerfolg, World of Warcraft, aufzubauen und ein aus Sicht der Menschen erzähltes Prequel zum Spiel zu produzieren, das - so die offiziell ausgegebene Devise - an Monumentalfilmerfolge wie Gladiator und Braveheart heranreichen sollte. Für das Drehbuch wurde damals ein ehemaliger Spielberg-Kollege gewonnen, Robert Rodat, der das Drehbuch zu dem oscargekröntem Kriegsspektakel "Der Soldat James Ryan" geliefert hatte. Und auch hinter der Kamera sollte ein Großkaliber platziert werden: Sam Raimi, Regisseur der Spiderman-Filme, war 2009 so gut wie eingeplant.

2002 setzte Blizzard ein letztes Mal auf Strategie und erstmals auf 3D-Grafik

Jedoch: Es sollte nicht sein. Blizzard lehnte das Drehbuch ab, an dem Raimi und Rodat immerhin 9 Monate gearbeitet hatten und begruben das Filmprojekt damit. Jahrelang herrschte Totenstille, doch dann wurde aus dem Nichts Anfang 2013 Duncan Jones (Moon, Source Code) offiziell als Regisseur bestätigt. Das Drehbuch des neuen Anlaufs soll nun Charles Leavitt liefern, der im Jahr der Warcraft-Film-Ankündigung mit dem Leonardo-DiCaprio-Thriller Blood Diamond auf sich aufmerksam gemacht machte. Selbst einen Vorab-Teaser gibt es schon, auch wenn dieser bislang nur auf der Comic-Con in San Diego gezeigt wurde und sich auf eine kurze Kampfszene mit einem Ork und einem Menschen beschränkte.

2004 wurde Warcraft mit dem Onlinerollenspiel World of Warcraft zum Massenphänomen

Aktuell soll Legendary Pictures nun damit beschäftigt sein, ein Produktionsbüro in Kanada aufzubauen, um im Januar nächsten Jahres mit den Dreharbeiten zu beginnen. Erstaunlicherweise soll die Handlung des faktisch bereits dritten Filmversuchs nun doch zu den Ursprüngen zurückkehren und sich, wie schon 2006 angedacht, an den ersten beiden Spielen orientieren und damit an der ursprünglichen Invasion des Warcraft-Reiches Azeroth durch die Orks und ihren Verbündeten, den dunklen Zauberer Medivh. Wieviel von der Originalgeschichte erhalten bleibt und wieviel letztlich angepasst, umgebaut oder komplett neu entwickelt wird, bleibt natürlich, wie immer, abzuwarten.

So fing es an

Mit Orcs and Humans fing es einst an. Wiederholt sich die Geschichte im Kino?; Quelle: Blizzard

Schwer vorherzusehen ist auch der Kinostart des aktuell schlicht "Warcraft" betitelten Großprojekts. Unter der Hand wird vermutet, dass Legendary Pictures das Jahr 2015 anstreben dürfte, das allerdings schon jetzt so komplett mit Riesenproduktionen eingedeckt ist, dass Disney bereits darüber nachdenken soll, seinen sicheren Kinohit Star Wars Episode VII vom traditionellen Startmonat Mai in den Dezember in Sicherheit zu bringen. Kaum anzunehmen, dass Warcraft angesichts des Aufgebots an Großfortsetzungen wie The Avengers 2, Batman vs. Superman, Avatar 2, Fluch der Karibik 5, Terminator 5, Stirb langsam 6, Jurassic Park IV, Mission Impossible 5, Bond 24 und Independence Day 2 noch einen halbwegs unumkämpften Startplatz findet. Auch wenn kaum ein Franchise so kampferprobt sein dürfte wie Warcraft...