Bond und die Lizenz zum Töten

Bond und die Lizenz zum Töten

007 macht Jagd auf Spectre

17.01.2018 - 16:34 Uhr

Im ZDF endet der wochenlange Bond-Marathon heute mit dem bislang letzten Teil der Agentenreihe: Um 20:15 Uhr ist es dort Zeit für Spectre, der zwar keinen Schlussstrich unter Daniel Craigs 007-Karriere zieht, denn der wird kommendes Jahr noch einmal als Bond in die Kinos zurückkehren, aber immerhin die in Casino Royale begonnene Handlung zu einem runden Ende führt. Als zusätzlicher Hingucker sind dabei nicht nur zwei besondere Bond-Damen (Bondgirl trifft es wohl nicht mehr ganz) dabei, Italiens Grande Dame Monica Bellucci und Frankreichs Palme-d'Or-Preisträgerin Léa Seydoux, sondern auch Oscarpreisträger Christoph Waltz, der sich als Bonds Gegenspieler hervortut.

Genau wie in seinen 23 früheren Filmen, kommt Bond dabei auch in seinem 24. Leinwandabenteuer nicht umhin, die berühmt-berüchtigte Lizenz zum Töten zu nutzen, die ihm seine Doppelnulltätigkeit verleiht. Für uns stellt sich an diesem Punkt die Frage: Verfügt der MI6 tatsächlich über Bond-ähnliche Killer?

In einem Hintergrundbericht der Zeitung Telegraph wurde dieser Frage nachgegangen, und die Antwort ist, wie bei Geheimdiensten nicht anders zu erwarten, nicht hundertprozentig eindeutig. Sicher aber scheint: Der wahre MI6 wäre für Attentate nicht zuständig, da er „auch im Ausland nichts tun darf, was in Großbritannien selbst illegal ist”. Staatlich sanktionierter Mord fällt damit eher flach.

Allerdings gibt es, und auch das war zu erwarten, für Auslandsgeheimdienste gewisse Grauzonen: Der britische Außenminister darf nämlich im Einzelfall Ausnahmen von dieser Regelung durchwinken. Normalerweise geht es dabei im modernen Geheimdienstgeschäft allerdings nicht so sehr um Mord, sondern um Diebstahl, Bestechung oder die Bezahlung feindlicher Agenten.

Sollte Englands Regierung aber trotzdem einen Staatsfeind beseitigen wollen, hat sie dafür tatsächlich Fachleute in der Hinterhand. Die arbeiten dann allerdings nicht beim MI6, sondern bei der britischen Armee, die mit dem SAS – dem Special Air Service – über eine der ältesten Spezialeinheiten der Welt verfügt, welche traditionell eingesetzt wird, um verdeckte Militäreinsätze durchzuführen. Für einen Bond-mäßigen Mord im Smoking wäre sie sicherlich eher ungeeignet, die Erstürmung eines entlegenen Terroristenverstecks hingegen wäre genau ihr Fachgebiet.

Bedeutet das also, dass MI6-Agenten wie Bond unter keinen Umständen töten würden? Nein, das dann eben doch nicht. Mehrere ehemalige Chefs des MI6 haben in Interviews erklärt, dass unter extremen Umständen, die allerdings in den letzten 4 Jahrzehnten nie gegeben gewesen seien, Attentate durchgeführt werden könnten, sofern das Außenministerium die Erlaubnis dazu erteilt. Ein solcher Einsatz sei z.B. gegen einen serbischen Kriegsverbrecher erwogen worden und wurde dann sofort fallengelassen, da die Überlegung „aus der Zeit gefallen” schien und als „unvereinbar mit dem Ethos des Dienstes” betrachtet wurde.

Was immerhin Teile von dem spiegelt, was Judi Dench Bond in ihrer ersten Szene als MI6-Chefin M vorwarf: Er sei ein sexistischer, frauenfeindlicher Dinosaurier. Treffer, versenkt.

Spectre läuft um 20:15 Uhr im ZDF. Daniel Craigs voraussichtlich letzter Bond-Auftritt im 25. Bond-Film wird am 8. November 2019 in die deutschen Kinos kommen.