Goodbye Tommies

Goodbye Tommies

Auf dem Höhepunkt waren mehr als 100.000 britische Soldaten in Deutschland stationiert, in den kommenden Jahren werden die letzten Einheiten nach Großbritannien zurückverlegt. Dazwischen liegt eine erstaunliche Geschichte, die von Misstrauen und Besatzung in den Anfangsjahren bis hin zu guter Nachbarschaft und Freundschaft reicht und vom Siegeszug eines gemeinsamen Lebensgefühls erzählt.

Unmittelbar nach Kriegsende war das Zusammenleben zwischen Siegern und Besiegten schwer. Es galt das Fraternisierungsverbot; die Briten errichteten eine komplette Parallelwelt für ihre Soldaten und deren Familien, mit eigenen Schulen und Geschäften, Kinos, Theatern und Sportanlagen. Immerhin erlaubten sie ihren Soldaten schon im Herbst 1946, deutsche Frauen zu heiraten.

Mit der Gründung der Bundesrepublik und mit dem Kalten Krieg veränderten sich die politischen Bedingungen. Aber vor allem sind es die Beatles und die Stones, die das Eis zwischen Briten und Deutschen schmelzen lassen. Wie keine andere britische Einrichtung beeinflusst der Soldatensender BFBS das Leben in Deutschland. Zielgruppe sind die britischen Soldaten, mit seinem Musikprogramm prägt BFBS aber vor allem das Lebensgefühl der deutschen Jugendlichen an Rhein und Ruhr. Zahllose Teenies lernen Englisch mit "Yeah, Yeah" und "Satisfaction", werden neugierig auf Swinging London und kaufen englische Klamotten. Für viele Erwachsene sind die britischen Streitkräfte sichere und zuverlässige Arbeitgeber.

Das alles bringt in den sechziger und siebziger Jahren die Wende in den Beziehungen. Jeder deutsche Standort pflegt jetzt die Nachbarschaft zu den britischen Soldaten. Deutsch-britische Clubs, Gesellschaften und Vereine haben Konjunktur; gemeinsam wird die Liebe zum Fußball, zum Reitsport und zum Biertrinken gepflegt. Dabei ist das Zusammenleben nicht immer Idylle, vor allem wenn englische Panzer zum Manöver donnern oder wenn die Briten öffentlichen Raum für ihr Militär reklamieren.

Heute sind Tausende ehemaliger und aktiver britischer Soldaten mit einer Deutschen verheiratet, viele von ihnen sind nach ihrem Dienst in Deutschland geblieben. Jetzt steht der Abzug aller Truppen bevor, das ehemalige Hauptquartier in Rheindahlen bei Mönchengladbach ist längst geräumt. In Herford, Paderborn oder Bielefeld, an allen Stationierungsorten macht sich Katerstimmung breit. Die Städte verlieren die Kaufkraft der britischen Soldaten, viele Deutsche werden ihren Arbeitsplatz verlieren. Und so mancher auch seine engsten Freunde.

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